piwik no script img

Mehr Demokratie im Arbeitsbereich

■ Gorbatschows Reformkurs auch auf sowjetischem Gewerkschaftskongreß / Neue Satzung verabschiedet

Moskau (afp/dpa) - Der 18. Kongreß der sowjetischen Gewerkschaften ist mit der Verabschiedung eines neuen Statuts und der Wiederwahl des 57jährigen Stepan Schalajew im Amt des Präsidenten des Zentralrats am Samstag zu Ende gegangen. Der Kongreß stand im Zeichen des Reformkurses des sowjetischen Parteichefs Michail Gorbatschow, dessen Schlüsselbegriffe „Perestroika“ (Umgestaltung) und „Glasnost“ (Transparenz) häufig zur Sprache kamen. Die einstimmig gebilligte neue Satzung soll den Gewerkschaften mehr Unabhängigkeit von der Partei und den Unternehmensführungen und den Arbeitnehmern mehr Rechte geben. So können in Zukunft bei Gewerkschaftstagen mehrere Kandidaten aufgestellt werden. Bisher wurde gewöhnlich nur ein Kandidat benannt. Nach der neuen Satzung sind die Gewerkschaften verpflichtet, in den Betrieben demokratische Bedingungen zu schaffen. Ferner sind Gewerkschaftsmitglieder berechtigt, an der Leitung von Betrieben, Organisationen und Behörden mitzuwirken. Den Gewerkschaften falle eine wichtige Rolle bei der „Demokratisierung der sowjetischen Gesellschaft“ zu, hieß es in dem Dokument. Am Mittwoch hatte Gorbatschow in einer Rede vor den Delegierten den Gewerkschaften vorgeworfen, sie setzten sich nicht genügend für die Interessen der Arbeiter ein. Er forderte die rund 140 Millionen Mitglieder der Gewerkschaftsorganisationen auf, eine aktivere Rolle bei der derzeitigen gesellschaftlichen Umgestaltung in der Sowjetunion zu spielen. In der Abschlußresolution des Kongresses hieß es, die gewerkschaftliche Arbeit müsse von Offenheit und Kritik geprägt sein. Mit einer Neuorganisierung müsse die Vertiefung der Demokratie und die Förderung der Initiative jedes einzelnen Mitglieds angestrebt werden.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen