: Bilanz der Folterungen in Brasilien
■ Die Verbrechen der Diktatur von 1964 bis 1979 füllen zwölf Bände Bericht der Erzdiözese Sao Paulo nennt 40.000 aktive Helfer des Regimes mit Namen
Rio de Janeiro (afp/dpa) - Mindestens 1.843 Personen sind eigenen Angaben zufolge während der Militärdiktatur in Brasilien von 1964 bis 1979 gefoltert worden. Das versicherte der Pfarrer Jaime Wright in einer Erklärung der Zeitung Jornal do Brasil gegenüber. Diese Zahl sei in dem umfassendsten Bericht über die Repression des Militärregims enthalten, der von der Erzdiözese Sao Paulo erstellt worden sei. Er werde in Kürze in zwölf Bänden mit insgesamt 7.000 Seiten im katholischen Verlag Vozes erscheinen und sei vor allem für Universitäten, Bibliotheken sowie in– und ausländische Forschungsinstitute bestimmt. Aus dem Bericht gehe hervor, daß bei der Bekämpfung der linken Guerilla, die bis zur Amnestie von Ex–Präsident Joao Figueiredo im Jahre 1979 in Brasilien aktiv war, 40.000 Personen - Militärs, Polizisten und Richter - an „285 verschiedenen Arten von Foltern“ beteiligt gewesen seien, erklärte Wright weiter. Mit der Erstellung des Berichtes sei 1979 begonnen worden. 35 Personen hätten fünf Jahre lang daran gearbeitet. Die Finanzierung habe der Weltkirchenrat mit 300.000 Dollar übernommen. Es sei in Brasilien im Gegensatz zu anderen Militärdiktaturen wie Argentinien und Uruguay möglich gewesen, einen solchen Bericht zu erarbeiten, da das Militär seine Archive, in denen alle Etappen des Kampfes gegen die linke Guerilla detailliert aufgeführt worden seien, nicht vernichtet habe, sagte der Pfarrer. Zwischen 1964 und 1979 seien mindestens 17.420 Personen von der Militärjustiz verhört, vor Gericht gestellt oder verurteilt worden. Davon hätten 1.843 vor Gericht ausgesagt, sie seien gefoltert worden. Nach Angaben der brasilianischen Presse soll der Bericht sämtliche Namen der Opfer wie auch der 40.000 Personen, die aktiv am Unterdrückungsapparat beteiligt waren, auflisten.
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