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Türkischer Militärüberfall auf Kurden im Irak

■ Luftangriffe gegen irakische Niederlassungen der Kurden / Rache für kurdischen Überfall vor zehn Tagen Terrorabwehreinheiten der türkischen Armee im Grenzgebiet / Dritter türkischer Angriff seit 1983 auf kurdische Stellungen im Irak

Ankara (ap/taz) - Dreißig Flugzeuge der türkischen Luftwaffe haben am Mittwoch morgen mehrere Luftangriffe auf kurdische Siedlungen im Nordirak geflogen. Nach Aussagen von Regierungssprecher Hasan Celal Güzel wurden dabei Munitions– und Materiallager, Wohnlager und Ver stecke der „Kurdischen Arbeiterpartei“ PKK im Nordirak bombardiert. Sie kehrten unbeschädigt zu ihren Stützpunkten zurück. 1984 war zwischen dem Irak und der Türkei ein Abkommen abgeschlossen worden, das es beiden Seiten gestattet, bei der Verfolgung kurdischer Guerillas bis zu fünf Kilometer in das Gebiet des jeweils anderen Staates vorzudringen. Laut Angaben aus informierter Quelle gingen die Vergeltungsschläge vom Mittwoch erheblich darüber hinaus. Begründet wurde der Angriff mit einem Überfall auf das Dorf Tasdelen in der Nähe der iraki schen Grenze. Am 22. Februar waren Männer in Soldatenuniform dort aufgetaucht, hatten nach dem Lehrer, dem Dorfvorsteher und den Dorfmilizen gefragt, die zur Bekämpfung der kurdischen Guerilla dort eingesetzt werden, und hatten danach mit automatischen Waffen auf die Häuser der Dorfmilizen geschossen. Dabei waren 14 Personen getötet und weitere acht verletzt worden. Nach den Angriffen seien Terrorabwehreinheiten der türkischen Armee in das Gebiet geflogen worden, sagte Güzel. Doch fügte er nicht hinzu, ob diese ebenfalls die Grenze überschritten. Seit zehn Tagen befinden sich mehrere zehntausend Männer bei einer Fahndungsoperation in Ostanatolien entlang der Grenze zum Irak im Einsatz. In der Gebirgsregion mit mehrheitlich kurdischer Bevölkerung sind an die 150.000 Soldaten und Polizisten ständig stationiert. Auch herrscht dort seit zehn Jahren Kriegsrecht. Der türkische Luftangriff auf irakischem Gebiet ist der dritte seit Mai 1983. Vom 26. Mai bis 2. Juni waren mit Zustimmung Bagdads 10.000 türkische Soldaten mit Luftunterstützung in die Kurdenregion des Irak eingedrungen. Im Jahr darauf wurde dann das bilaterale Abkommen über ein beiderseitiges beschränktes Interventionsrecht im Grenzgebiet geschlossen. Der zweite türkische Luftangriff auf kurdische Stellungen im Irak erfolgte am 15. August 1985 nach einem Rebellenüberfall auf einen türkischen Polizeikonvoi in der Provinz Hakkari. Seit dem Wiederaufflammen der Rebellenoperationen im August 1984 wurden laut Angaben der Regierung an die 600 Menschen (türkische Militärs und Polizisten sowie Zivilisten und Rebellen) getötet.

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