P O R T R A I T Libysche Karriere

■ Der neue libyschen Gesundheitsminister Zaidi stand in Bonn wegen Foltervorwürfen vor Gericht

Berlin (taz) - Seit dem 2. März hat Libyen einen neuen Gesundheitsminister: Mustafa Zaidi. In der Bundesrepublik ist der Arzt kein unbeschriebenes Blatt. Im März 1983 wurde er zusammen mit einem Komplizen namens Yahya von der Bonner Polizei verhaftet. Der Grund: Während seiner Tätigkeit als Gastarzt an der Universitätsklinik Venusberg in Bonn soll er zwei libysche Studenten in der Residenz des libyschen Botschafters gefoltert haben. Darauf verwies die oppositionelle „Generalunion libyscher Studenten“ in einer Presseerklärung vom Donnerstag. Im Gegenzug zu der Verhaftung der beiden Libyer wurden acht deutsche Staatsbürger in Tripolis festgenommen. Im April 1983 wurde dann vor dem Bonner Landgericht das Verfahren gegen Zaidi und Yahya eröffnet. Zu einem Urteilsspruch kam es nicht, da die beiden Angeklagten am 13. Mai 1983 gegen die acht Deutschen ausgetauscht wurden. Einen Monat später wurde das Verfahren eingestellt. „Nach dem Ergebnis der nur teilweise und summarisch durchgeführten Beweisaufnahme hat sich der dringende Tatverdacht gegen die Angeklagten Dr. Zaidi und Yahya bis hin zur Gewißheit verdichtet“, hieß es damals in dem Gerichtsbeschluß. Seit Ende 1983 soll Zaidi Presseberichten zufolge in Wien gearbeitet und dort die Aktivitäten der libyschen Regierung gegen im Ausland lebende Oppositionelle koordiniert haben. Zwei von ihm angeheuerte Männer hätten in einer Vernehmung zugegeben, in Libyen ausgebildet worden zu sein, um Oppositionelle in der BRD zu töten. Zaidis Vergangenheit qualifiziert ihn augenscheinlich für den Posten eines Gesundheitsministers in der neuen libyschen Regierung. bs