: Kein Konto unter dieser Nummer
■ Dreiste Kungeleien zwischen Aachens OB Malangre und der Aachener Bank / Einrichtung eines Spendenkontos für Volkszählungsboykott verweigert / Grund: „Geschäftsführung des Hauses“
Aus Aachen Bernd Müllender
Die Aachener Bank boykottiert die Boykottbewegung: Letzten Mittwoch noch freute sich die Genossenschaftsbank über ihren neuen Kunden mit der Nummer 88597, am Freitag schrieb der Vorstand ohne Begründung, dem Antrag auf Eröffnung eines Privatkontos mit dem Stichwort „wg. Vobo–Initiative“ könne man „nicht entsprechen“. Auf dem Boykottkonto sollten Spendengelder gesammelt werden, um zwei Flugblattaktionen in Aachen mit je 100.000 Exemplaren zu finanzieren. Gegenüber der taz weigerte sich Vorstandschef Prömper, Stellung zu nehmen: „Wir müssen ja nicht jeden Kunden akzeptieren.“ Unterdessen war aus ande ren Vorstandsquellen zu erfahren, „die Geschäftspolitik des Hauses“ lasse eben Vobo–Konten nicht zu. Einen Sessel im Aufsichtsrat der Aachener Bank, die zur Gruppe der Volksbanken zählt, hat auch Oberbürgermeister Malangre (CDU). Dieser hatte sich noch im Februar darüber empört, daß der grüne Ratsherr Günter Schabram im Stadtrat zum Boykott der Volksaushorchung aufgerufen hatte: solch schändliches Verhalten sei „mit den Verpflichtungen als Ratsherr nicht in Einklang zu bringen“. Mit seinen eigenen Verpflichtungen nimmt es Malangre nicht so genau. Dem Antrag Schabrams an Malangre, alle Posten und Nebentätigkeiten wie etwa bei der Aachener Bank offenzulegen, weigert sich der OB nachzukommen. Malangre beruft sich dabei in einer schriftlichen Stellungnahme ausgerechnet auf das „Informationelle Selbstbestimmungsrecht“, wie es das Bundesverfassungsgericht in seinem Spruch zur 83er Volkszählung definiert hatte. Stattdessen stimmte der Politiker Malangre im Stadtrat jetzt zweimal mit, als es um Millionenkredite ging. „Ein eklatanter Vorstoß gegen die Gemeindeordnung“, sagt Schabram. Rheinischer Klüngel in Reinkultur: „Hier wollen sie das Volk aushorchen“, bringt Schabram beides auf einen Nenner, „und wo sie ihre Ämter haben, versuchen sie alles zu verheimlichen.“ Das Vobo–Spendenkonto soll jetzt zur Stadtsparkasse.
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