: Anlagenbau im Umweltboom
■ Renner: Rauchgasentschwefelung und Wasserreinhaltung / Auch in Indien und der DDR gehts voran mit Aufträgen
Frankfurt (dpa/vwd) - Der deutsche Großanlagenbau profitiert in steigendem Maße von der Umweltdiskussion. Einerseits haben fehlende Großprojekte, weltweite Überkapazitäten im Anlagenbau, die Verschuldung der Dritten Welt und die Devisenprobleme der sozialistischen Länder bei der stark exportorientierten Branche 1986 zu einem Rückgang der Auslandsaufträge um 24 % auf 10,3 Mrd. DM geführt. Dagegen stiegen aufgrund der günstigen konjunkturellen Entwicklung und den steigenden Umweltschutzmaßnahmen die Inlandsaufträge um zehn Prozent auf ein Rekordniveau von 8,1 Mrd. DM. Wie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im Verband Deutscher Maschinen– und Anlagenbau (VDMA), Günter Kohl, in Frankfurt erklärte, haben in der Umwelttechnik die Inlandsbestellungen sogar um 30 % auf 1,4 Mrd. DM zugenommen. Dabei handelt es sich vor allem um Anlagen der Abgasreinigung, Abfallbeseitigung und Wasserbehandlung. Auf diesem Gebiet sieht die Branche - auch international - noch erhebliche Wachstumschancen. Selbst wenn die Rauchgasentschwefelung der Kraftwerke in den 90er Jahren abgeschlossen sein dürfte, ergebe sich bei der Wasserreinhaltung noch eine „Kette ohne Ende“. Auch in anderen Ländern seien die Umweltinvestitionen im Kommen, berichtete die Arbeitsgemein schaft. Sogar in Indien könnten in bevölkerungsreichen Gebieten nur noch Industrieprojekte mit umweltfreundlicher Technik errichtet werden. Auch von der notwendigen Abgasreinigung der DDR–Industrie verspricht sich der westdeutsche Großanlagenbau zusätzliche Aufträge. Die angelaufenen Verhandlungen zwischen Bonn und Ost–Berlin über die Finanzierung seien zumindest erfolgversprechend. Neben den Schattenseiten gab es im Auslandsgeschäft auch positive Tendenzen. Während der Ordereingang aus der Dritten Welt um fast 25 die Bestellungen aus den Staatshandelsländern sich sogar um 50 in den Industrieländern mit 3,6 Mrd. fast an das 81er Spitzenergebnis (3,8 Mrd. DM) anschließen. Trotz des deutlichen Dollarkurs–Rückgangs waren die USA wichtigster Kunde mit Bestellungen in der Rekordhöhe von fast einer Milliarde DM. Unter den schwindenden Märkten hätten die ausländischen Wettbewerber allerdings „noch mehr zu leiden als die deutschen Anbieter“. Vor allem die Japaner mußten in den letzten Jahren Marktanteile abgeben, während die Bundesrepublik ihre Position behaupten konnte und die USA mit dem billigen Dollar im Rücken wieder stärker würden.
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