Hessisches Notparlament soll NUKEM–Unfall klären

■ Die Grünen beantragen heute die Einberufung des Hauptausschusses Als Notparlament soll der Ausschuß Wallmann und Steger vorladen

Von Klaus–P. Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Wie der Vizepräsident des aufgelösten hessischen Landtags, der Grüne Bernd Messinger, am Wochenende mitteilte, werden die Grünen heute bei Landtagspräsident Erwin Lang (SPD) die Einberufung des Notparlaments beantragen. Der nach Artikel 93 der hessischen Verfassung nach einer Landtagsauflösung als Notparlament agierende Hauptausschuß, der vom Landtagspräsidenten einberufen werden muß, soll den Plutoniumunfall bei der NUKEM „lückenlos aufklären“. In einer Lieferung von 4,3 Gramm Uran war bei NUKEM hochgiftiges Plutonium entdeckt worden. Mindestens ein Arbeiter wurde verseucht. Die Grünen wollen im Hauptausschuß den hessischen Wirtschaftsminister Steger (SPD) und Bundesumweltminister Wallmann (CDU) hören. Beide sollen sich für die Verletzung ihrer atomrechtlichen Aufsichtspflichten verantworten. Das Notparlament soll sich darüber hinaus mit der Frage beschäftigen, wie das Plutonium in die Uranfabrik NU KEM gelangen konnte. Weiter sei zu klären, inwieweit der Vorfall vertuscht werden sollte. Wallmann hat Steger inzwischen im Zusammenhang mit dem Plutonium–Unfall die Verletztung der Berichts– und Informationspflichten vorgeworfen. Stegers Sprecher Raack hatte den Unfall auf den 27.2. datiert. Daß Wallmann erst am 12.3. informiert worden sei, habe ausschließlich an dem zeitaufwendigen Untersuchungen der Betroffenen NUKEM–Mitarbeiter gelegen. Dagegen erklärte Wallmann, daß sich der Unfall bereits „zwischen dem 11. und dem 14. Februar“ ereignet habe. NUKEM– Geschäftsführer Hackstein bestätigte am Sonnabend die Stegersche Version. Insgesamt seien 15 Mitarbeiter von dem Plutoniumunfall „direkt betroffen“. Inzwischen hat die Hanauer Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Sie will klären, wie das Plutonium in den Produktionsprozeß der NUKEM gelangen konnte. Das für die Lieferung des mit Plutonium verunreinigten Urans angeblich verantwortliche „Institut für Transurane“ in Karlsruhe verweigerte mit dem Hinweis auf „laufende Untersuchungen“ bisher jede Stellungnahme. WINTER Ich sage euch, daß der Winter kein Greis ist im Pelz, mit einem hölzernen Packkorb, hingegen ist er ein halbentblößtes Mädchen, das im sechsten Stock durchnäßte Schuhe trocknet über einem erblauten Herzen. Jir Wolker