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Murren über Null–Lösung in Europa

■ Führender Rüstungspolitiker des US–Kongresses, Les Aspin, plädiert für den Verbleib von 50 bis 100 Atomsprengköpfen in Europa / Vollständiger Abzug sei einseitig

Washington (dpa/ap) - Einer der führenden Rüstungspolitiker im US–Kongreß, Les Aspin, hat sich am Montag in Washington gegen einen vollständigen Abzug der Mittelstreckenraketen aus Europa ausgesprochen. Der Vorsitzende des Streitkräfteausschusses im Repräsentantenhaus begründete seine Forderung mit Befürchtungen, die USA könnten Europa sicherheitspolitisch „den Rücken zuwenden“. Aspin plädierte stattdessen dafür, 50 bis 100 Sprengköpfe in Europa zu belassen. Der Abgeordnete vertrat den Standpunkt, daß die Cruise Missiles und Pershings „stärkere politi sche als militärische Bedeutung haben“. Sie seien in großem Maße „politische Raketen gewesen, die sich auf politische Ziele in Westeuropa richteten“, sagte Aspin in Anspielung auf den Nachrüstungsbeschluß der NATO aus dem Jahr 1979. Der vollständige Abzug - die Null–Lösung - sei politisch nicht stabil und einseitig. Die Nullösung bringe besonders Politiker wie Thatcher und Kohl in eine „schwierige Lage“. „Sie nahmen die Null–Lösung in Kauf, weil sie sie für einen Public Relations– Trick hielten. Jetzt, da sie als eine echte Möglichkeit erscheint, murren sie insgeheim, obwohl sie sie öffentlich widerwillig unterstützen müssen.“ Unter Hinweis auf die von Gorbatschow angebotene Null–Lösung im Mittelstreckenbereich und westliche Reaktionen auf den gleichzeitigen Vorschlag einer Reduzierung atomarer Systeme geringerer Reichweite warnte der sowjetische Botschafter in Bonn, Kwizinski, vor einer erneuten Anhäufung von Raketen „unter dem Deckmantel der Festlegung gleicher Obergrenzen“. Im übrigen scheine es, als verlöre Washington unter dem Druck einiger Verbündeter das Interesse an einer europäischen Null–Lösung.

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