Bundeswehr als Umweltverschmutzer

■ Vertrauliche Studie über zahlreiche Verstöße der Bundeswehr gegen Umweltbestimmungen / Bundeswehr: überholte Zahlen

Von Raoul Gersson

Die Bundeswehr ist einer der größten Umweltverschmutzer der Bundesrepublik. Das schreibt die Zeitschrift Natur in ihrer neuesten Ausgabe und beruft sich bei dieser Wertung auf eine als „Verschlußsache - „nur für den Dienstgebrauch“ bezeichnete und von der Bunderegierung 1981 in Auftrag gegebene Studie. Nach dem Dokument der Ottobrunner Industrie–Anlagen Betriebsgesellschaft (IABG) mit dem Titel „Umweltlage in den Wehrbereichen“ verletzt die Bundeswehr in fast allen umweltrelevanten Bereichen gesetzliche und technische Vorschriften; viele der Anlagen zur Entsorgung sind technisch veraltet. 290 von 623 Zentralen Heizungsversorgungsanlagen der Bundeswehr verstoßen nach der Studie, meldet Natur, gegen die TA Luft, weil Emissionsgrenzwerte überschritten werden. Hunderte von Anlagen stoßen zu viel Ruß, Kohlenmonoxid und Staubpartikel aus. Trübe auch die Bilanz beim Thema Wasserverschmutzung. Auf 85 lagerten Benzin, Diesel, Kerosin und Schmieröle, und obwohl sich viele der Bundeswehranlagen in oder in der Nähe von Wasserschutzgebieten befänden, sei die Abwasserentsorgung in einem jämmerlichen Zustand. Bei der Müllbeseitigung spricht Natur von skandalösen Zuständen. 19 von 25 der sich in Betrieb befindlichen geschlossenen Mülldeponien verfügten über keine Sickerwasserentsorgung, 14 Müllkippen haben einen wasserdurchlässigen Untergrund, obwohl sie Wasserschutzgebiete tangieren. 70 verschiedene hochgiftige Sondermüllarten fallen bei der Bundeswehr an, über deren Beseitigung es keine Angaben gibt. Verschärft werde die negative Umweltpolitische Bilanz der Bundeswehr noch dadurch, daß Daten zur Lärmbelästigung völlig fehlen und auch kein Wort über das Umweltgefahrenpotential der alliierten Truppen vorkommt. Der Sprecher des Pressestabes der Bundeswehrverwaltung im Verteidigungsministerium, Schattenberg, betonte gegenüber der taz, daß es gerade „Ziel der Studie“ gewesen sei, „Mängel festzustellen und diese zu beseitigen“. Die Bundeswehr habe aufgrund der seit 1985 vorliegenden Ergebnisse z.B. in die Sanierung der Abwasserentsorgung jährlich 40 Millionen Mark gesteckt und sei auch dabei, mit einem 1,3–Milliarden–Programm die bundeswehreigenen Heizanlagen zu sanieren. Natur warf er vor, 1987 mit Fakten aus dem Jahre 1981 zu operieren, „die längst überholt“ seien.