: Ein „administrativer Irrtum“
■ Im Jahresbericht des Pentagon über sowjetische und US–amerikanische Militärpotentiale entdeckte ein findiger Abgeordneter einen entscheidenden Fehler
Berlin (wps/taz) - Der am Dienstag veröffentlichte Jahresbericht des Pentagon über den Stand der sowjetischen und US–amerikanischen Militärpotentiale ist zumindest in einem wichtigen Punkt falsch. Wie der Vorsitzende der Stabschefs der US– Streitkräfte, Admiral Crowe, am Donnerstag zugab, war Pentagon–Chef Weinberger beim Vergleichen der Technologieentwicklung der beiden Supermächte im Bereich nuklearer Waffen ein Fehler unterlaufen. Der Minister hatte sich von einem einfachen Pfeil auf einer Tabelle in seinem Verdacht bestätigen lassen, daß sich die Sowjetunion im letzten Jahr einen Vorsprung in dieser Technologie verschafft habe. Die Tabelle zeigte Gleichstand an, lediglich der Pfeil deutete „eine bedeutende Veränderung“ zugunsten der Sowjetunion an. Der Pfeil kam gelegen, ging es doch gerade darum, den Jahresbericht fertigzustellen, mit dem alljährlich die zaudernden Kongreßmitglieder von der Wichtigkeit höherer Militärausgaben im nächten Bundeshaushalt überzeugt werden sollen. Doch der linksliberale Abgeordnete Markey, hinterfragte den 159seitigen Bericht, der für 1986 ein bedrohliches militärisches Übergewicht der Sowjetunion konstatiert. Wie das Pentagon diese Entwicklung im Bereich der Atomwaffentechnologie erkläre, nachdem doch die USA im letzten Jahr 25 unterirdische Atomtests durchgeführt habe, während sich die Sowjetunion an ihr einseitiges Moratorium hielt, wollte er wissen. Die Pentagon–Regierung lehnte ein Atomtest–Moratorium mit der Begründung ab, die Tests seien für die weitere Entwicklung von Atomwaffen wichtig. Markeys Anfrage löste Nachforschungen im Pentagon aus, die Überraschendes zutage förderten: Weinbergers Schreckensbericht basierte auf einem fälschlicherweise angebrachten Pfeil. Auf das peinliche Eingeständnis Crowes, daß Weinberger ein „administrativer Irrtum“ unterlaufen sei, reagierte Markey mit Genugtuung. „Ich weiß, wie schwer es in Washington ist, einen Fehler einzugestehen. Um so mehr freut es mich, daß Admiral Crowe die Gefechtskopf–Lücke ein für alle Mal geschlossen hat.“ mf FORTSETZUNG VON SEITE 1
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