Umwelt–Prellbock

■ Wallmann geht - Töpfer kommt

Mit der Ab–Wahl des ersten Umweltministers der Republik zum hessischen Ministerpräsidenten wird Kohls Kabinett ärmer: Es verliert seinen „Hofkonditor“, seine „Grinsebacke ersten Ranges“, seinen „Weichmacher“, seinen Molke–, Plutonium– oder Atomminister. Wallmann, nach Tschernobyl als kollektive Verdrängungshilfe eingestellt, war innerhalb kürzester Zeit zum meistgehaßten Minister in Kohls Kegelclub avanciert. Keiner säuselte beredter, keiner heuchelte glaubwürdiger. Er war so, „wie wir uns einen Umweltminister immer gewünscht haben: sauber, aufgeräumt und von einer Schmierigkeit, die vermuten läßt, er saufe Altöl zum Frühstück“ (Konkret). Man konnte sich Wallmann vorstellen wie er sich nachts sorgenumwölkt schlaflos im Bett wälzte, pausenlos um das Wohlergehen von Mensch und Umwelt bemüht. Mit zerfurchter Stirn und moralischem Timbre bekannte er sich zum Restrisiko Atomenergie, kündigte er nach Sandoz knallharte Maßnahmen gegen die Chemieindustrie an. Wallmann war Kohls Antwort auf Allensbach, das die „Umweltdiskussion“ auf den seines rheinland–pfälzischen Stallgeruchs auch noch Kompetenz nachgesagt wird. Sätestens bei der nächsten Giftwolke wird der neue Krisenmanager der Nation Profil zeigen müssen, und auch er wird innerhalb kürzester Zeit zum unstrittensten Minister aufsteigen. 10.000 Mülldeponien, 60.000 Umweltchemikalien, 20 Atomkraftwerke, die größten Chemiekonzerne der Welt, der halbtote Wald, die siechende Nordsee, der stinkende Rhein, die letzten Feuchtgebiete begrüßen den neuen Kollegen in Bonn. Frohes Schaffen! Manfred Kriener