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I N T E R V I E W Lange Durststrecke im Blick

■ Joschka Fischer über die Perspektiven zukünftiger rot–grüner Bündnisse in der Republik / Die Hoffnung ist in weitere Ferne gerückt, aber es gibt keine Alternative außer dem Rückzug ins Ghetto

taz: Was nun, Herr Fischer? Es hat nicht gereicht für Rot–Grün in Hessen. Joschka Fischer: Wir werden jetzt vier Jahre lang Oppositionspolitik machen, Feiern. Wallmann hat zwar nur denkbar knapp gewonnen. Aber für uns heißt das, knapp vorbei ist auch daneben. Das hessische Ergebnis wird ja Signalwirkung auf die kommenden Landtagswahlen haben. Ist das rot–grüne Modell mittelfristig erst einmal gestorben? Die Hoffnung ist in weitere Ferne gerückt. Aber wenn ich die Alternativen zusammenzähle, da bleibt ja nur der Rückzug in das dann selbstgewählte Ghtto der reinen Lehre. Das halte ich aber für falsch. Wir dürfen als Grüne die Frage nach einer linken Mehrheit nicht aus den Augen verlieren. Eines ist allerdings deutlich geworden: Zustimmung in der Bevölkerung zu einzelnen rot–grünen Programmpunkten oder auch die verbreitete Angst vor Katastrophen, das bedeutet noch nicht automatisch eine machtpolitische Umsetzung in Form von Wählerstimmen. Daß sich das ändert, daran muß jetzt verstärkt gearbeitet werden. Wo sollen aber mittelfristig die Mehrheiten herkommen für Rot–Grün? Der SPD bröckelt der rechte Rand zur Union und zur FDP hin ab, und die enttäuschten Linken in der SPD gehen - wie in den Großstädten deutlich geworden - zu den Grünen über. Wir müssen von der SPD holen, was wir bekommen können. Da sehe ich überhaupt keine Probleme. Was zu den Grünen übergeht, sind ja keine verlorenen Stimmen für ein rot–grünes Bündnis. Das Problem ist in der Tat das Wegbröckeln nach rechts bei der SPD. Die SPD ist eine Partei der linken Mitte, der gesellschaftlichen Mehrheitsströmung mit Reformcharakter. Und genau für diese Wählerschichten hat sie sich absolut undeutlich präsentiert. Ist eine von den Ökolibertären angepeilte Öffnung der Partei auch hin zur Union oder zur FDP für dich langfristig eine Perspektive? Ich definiere mich, im Gegensatz zu den Ökolibertären, klar als Linker. Ich bin aber auch jedem linken Dogmatismus abhold. Bei einer realistischen Einschätzung der CDU reicht aber meine Phantasie nicht aus, mir vorstellen zu können, wie da etwas gemeinsam gehen könte. Interview: Klaus–Peter Klingelschmitt

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