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La Belle–Täter bleiben unbekannt

■ Vor einem Jahr explodierte die Bombe unter Hunderten von Menschen in der Berliner Disco / Für die Opfer verblaßt die Hoffnung auf Entschädigung / Staatsschutz glaubt immer noch nicht an libysche Beteiligung

Berlin (taz) - Wo einst die Discothek „La Belle“ stand, werden Räume zur Vermietung angeboten. Der interkulturelle Treffpunkt ist für immer ausgelöscht. Ein Jahr nach dem verheerenden Attentat auf die Gäste des farbigen Schuppens in Berlin–Schöneberg, die dem 21jährigen schwarzen GI Kenneth Terrance Ford aus Detroit und der 28jährigen Türkin Nermin Haney das Leben kostete und über 230 Menschen zum Teil schwer verletzte, fehlt von den Tätern bis heute jede Spur. Was bleibt sind die nach diesem 5. April von den Allierten angeordneten Kontrollen von Ausländern auf den U–Bahnhöfen und die Narben und Nöte der Opfer, verblassende Hoffnungen wenig stens auf materielle Entschädigung, oder, wie bei einem jungen pakistanischen Rosenverkäufer, der sein Bein verlor, wenigstens auf die Erlaubnis, als Invalide in Deutschland bleiben zu dürfen. Ein Tip von Scotland Yard lieferte dem Berliner Staatsschutz den verdächtigen Libanesen Ahmad Hasi und der Boulevardpresse damit den „Araber vom La Belle“. Man fand seinen Namen im Adreßbuch seines Bruders Nezar Hindawi. Der hatte in London versucht, seiner Freundin vor einem Israelflug eine Sprengstofftasche unterzuschieben. Ein arabischsprechender Spezialist von der Themse sorgte für ein Geständnis Hasis. Allerdings für ein anderes Attentat. Inzwischen ist der Libanese wegen des gestandenen Anschlags auf die Räume der Deutsch–Arabischen Gesellschaft in Berlin–Kreuzberg verurteilt worden. Aber auch im Fall „La Belle“ wird Hasi, der nie gestanden hatte, weiter als verdächtig gehandelt. „Was damals an Verdachtsmomenten vorlag“, so Manfred Ganschow, Leiter des Berliner Staatsschutzes, „hat sich inzwischen eher noch erhärtet.“ Der Verdacht gegen Ahmad Hasi hat seit seiner Verurteilung wegen des Anschlags auf die arabische Freundschaftsgesellschaft in Kreuzberg auch einen politischen Makel. Das Gericht sah die Beteiligung des syrischen Geheimdienstes am Attentat als erwiesen an. Zehn Tage nach dem gnadenlosen Bombenanschlag auf die Berliner Discothek aber ließ US–Präsident Reagan die libyschen Städte Tripolis und Bengasi bombardieren. Angeblich aufgefangene und in der Formulierung in allen Veröffentlichungen differierende Funksprüche zwischen dem libyschen Volksbüro in Ost–Berlin und Tripolis, an die heute niemand mehr glaubt, wurden als Beweise für eine libysche Befehlshabe verkauft. Manfred Ganschow verweigerte damals fast schon halsstarrig der Schutzmacht die blinde Gefolgschaft. „Uns liegen keine Erkenntnisse einer libyschen Beteiligung vor“, so der Polizist damals. Dabei ist er bis heute geblieben. K.K.

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