piwik no script img

Todesurteile für türkische Rechtsextremisten

Ankara (afp) - Der vor sechs Jahren eröffnete Prozeß gegen Mitglieder der faschistischen „Partei der nationalen Bewegung“ (MHP) endete am Dienstag mit fünf Todesurteilen und neun lebenslangen Haftstrafen. Der ehemalige Chef der nach dem Militärputsch 1980 aufgelösten MHP, Alparslan Türkesch, wurde von dem zuständigen Militärgericht in Ankara zu elf Jahren, einem Monat und zehn Tagen Haft verurteilt. Er muß die Strafe allerdings nicht antreten, da er in der Zeit von 1980 und 1985 bereits 52 Monate und 28 Tage im Gefängnis saß. Er profitiert außerdem von dem 1986 erlassenen Gesetz, wonach in der Türkei nur die Hälfte von Gefängnisstrafen verbüßt werden muß, sowie der Regelung, daß jeder Monat Haftzeit um sechs Tage verkürzt wird. Türkesch ist der einzige führende MHP–Angehörige, der verurteilt wurde, die restlichen kamen mit einem Freispruch davon. Bei den fünf zum Tode Verurteilten handelt es sich um „Graue Wölfe“, wie die jüngeren Sympathisanten und Mitglieder der MHP genannt wurden und die als Schlägertrupps berüchtigt waren. Auch bei denen zu lebenslanger Haft Verurteilten handelte es sich um „Graue Wölfe“. Den 392 Angeklagten wurden Gewaltverbrechen vorgeworfen, die sie vor 1980 mit dem Ziel begangen haben sollen, eine faschistische Diktatur in der Türkei einzurichten. Der Staatsanwalt des Militärgerichts von Ankara hatte für den 70jährigen Türkesch und 41 Mitangeklagte die Todesstrafe verlangt.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen