Bundeskanzleramt regiert in ARD–Magazine hinein

■ Unversöhnlicher Konflikt um Report–Magazin / Die Würfel gegen Moderator Franz Alt sind gefallen / Die Entscheidung fiel im Bundeskanzleramt

Aus Baden–Baden D. Willier

Der Streit um die Fernsehsendung Report scheint entschieden. Entweder, so Moderator Franz Alt bei einem Journalistengespräch am Dienstag abend „geht die Spitze des Hauses oder Report“. Ebenso eindeutig hatte sich die Betriebsleitung des SWF wenige Stunden zuvor ausgedrückt: Report solle eine neue Konzeption erhalten, mit Alt - wenn er will - oder ohne. Die Neukonzeption des Fernsehmagazins sieht unter anderem vor, daß nicht mehr nur einer, sondern mehrere Moderatoren die Sendung begleiten, Wirtschafts– und Wissenschaftsredaktion sollen bei einschlägigen Themen beratend in die Gestaltung der Sendung eingreifen, Arbeitsverträge mit Moderatoren auf vier Jahre begrenzt werden. Bedingungen, die für den Christdemokraten Franz Alt, der Report seit 15 Jahren zusammen mit Autoren der Sendung allein moderiert, unannehmbar sind. Am kommenden Freitag wird auf Antrag des Südwestfunkin tendanten Hilf der ARD–Rundfunkrat eine Grundsatzentscheidung über die politische Unabhängigkeit von Sendungen öffentlich–rechtlicher Fernsehanstalten treffen müssen. Daß die Rundfunkräte ihren ARD–Vorsitzenden fallen lassen, gilt als undenkbar. Allzusehr fürchtet man die Lobby des Willibald Hilf aus CDU/CSU, Dresdner Bank, Atomindustrie und Bundesregierung. Immer deutlicher stellt sich mittlerweile auch heraus, daß der Report–Beitrag Wolfgang Mosers am 20. Januar über Zusammenhänge zwischen Atomkraft und Mißbildungen zwar Anlaß, aber nicht Grund für die Verdrängung Franz Alts aus der Moderation der Sendung ist: Im September vergangenen Jahres - der Wahlkampf hatte begonnen und Tschernobyl stak in den Knochen - wurde der Intendant des Südwestfunks und Alts Vorgesetzter, Willibald Hilf, ins Bonner Kanzleramt zitiert. Über die dort geführten Gespräche ist nichts bekannt, aber nur zwei Tage darauf veröffentlichte Medien–Kritik, ein mit jährlich 72.000 Mark vom Bundespresseamt subventionierter Medieninformationsdienst, ein differenziertes Plädoyer für die Neugestaltung der politischen Magazinsendungen des deutschen Fernsehens. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar Seite 4 ARD und ZDF, heißt es da, „sollten jeweils nur ein politisches Magazin etablieren, das in sich pluralistisch strukturiert ist, der Leiter eines solchen Magazins sollte nicht gleichzeitig Moderator sein. Für die Beiträge sollten auch Redakteure anderer Redaktionen herangezogen werden. Entscheidend solle die Sachkompetenz sein“. Im weiteren enthält das „Plädoyer“ der Medien–Kritik nichts anderes als das, was jetzt von der Betriebsleitung des Südwestfunks als Zukunftskonzept für die Magazinsendung Report ausgegeben wird. Im kommenden Monat soll die Umstrukturierung erkennbar, im Juni dann perfekt sein. Entgegen den Vorstellungen von Medien–Kritik, Bundesregierung und Südwestfunkintendanz sind die Chancen für ein so strukturiertes, einheitliches ARD–Konzept aber gering. Weder der Norddeutsche Rundfunk noch der WDR oder der bayerische Rundfunk denken daran, ihre politischen Magazine einem einheitlichen ARD–Konzept zu opfern. Die neue Magazinstruktur bleibt also eine Lex Report und eine Lex Alt.