Lafontaine: SPD soll auf Grüne zugehen

■ taz–Interview mit Oskar Lafontaine / Koalitionsbruch in Hessen als Fehler bezeichnet / Europäisches NATO–Oberkommando gefordert

Aus Saarbrücken Felix Kurz

Die SPD muß inhaltlich in manchen Punkten auf die Grünen zugehen, erklärte der designierte Stellvertretende SPD–Parteivorsitzende und saarländische Ministerpräsident, Oskar Lafontaine, in einem Gespräch mit der taz. Für ihn sei Hessen ein Modell gewesen, „wo man auf einer ganzen Reihe von Gebieten eine inhaltliche Übereinstimmung erreicht hat“. Deshalb schließe er auch auf Bundesebene bei einer Koalitionsbildung die Grünen nicht aus. Voraussetzung sei, daß „man sich auf ein Programm und Personen“ verständige. Allerdings müßten die Grünen erst noch beweisen, daß sie in der Lage seien, Regierungsverantwortung zu übernehmen. La fontaine will nicht als Fundi enden, um dann beim nächsten Unfall sagen zu können, man habe recht gehabt. Nach der Wende in Hessen sieht Lafontaine den Ausstieg aus der Atomenergie in weite Ferne gerückt. Er meint, daß man nun „mindestens zehn Jahre“ brauche, „um weiterzukommen.“ Kritik übte der saarländische Ministerpräsident auch an seiner eigenen Partei. „Wenn weiterhin solche Fehler gemacht werden wie in Hessen, daß durch das Aufkündigen einer Koalition zum falschen Zeitpunkt Wahlen verloren gehen, wird es bei Beschlüssen und Resolutionen bleiben.“ Weiter sagte er: „Ob wir in Hessen ausreichend deutlich gemacht haben, was mit den wegfallenden Arbeitsplätzen geschehen soll, ist nach dem Wahlergebnis zu bezweifeln.“ Im taz–Gespräch plädierte Oskar Lafontaine für ein „europäisches Oberkommando“ als den „entscheidenden Schritt“ zum Austritt aus der militärischen Integration der NATO. Entsprechende Überlegungen gäbe. Das vollständige Interview mit Oskar Lafontaine auf den Seiten 10 und 11