: Öko–Bank will noch dieses Jahr eröffnen
■ Erster Vorstandskandidat von Genossenschaftsprüfern akzeptiert / Alternative Kreditbank in der Ära Wallmann nötiger denn je / Aufnahme des Geschäftsbetriebes „noch in diesem Jahr“ als realistisch bezeichnet
Von Klaus–Peter Klingelschmitt
Frankfurt (taz) -Eine der höchsten Hürden auf dem Weg zur Gründung des alternativen Kreditinstituts Öko–Bank scheint überwunden. Der genossenschaftliche Prüfungsverband, der laut Genossenschaftsgesetz(§ 53) u.a. für die Zulassung einer Genossenschaft zuständig ist, hat nämlich inzwischen den ersten Kandidaten für einen der beiden zwingend vorgeschriebenen Vorstandssitze akzeptiert. Hans–Peter Schreiner (39), der zehn Jahre lang Mitglied im Vorstand von zwei hessischen Volksbanken war, übersprang die erste Prüfungshürde mühelos. Und zwei weitere Kandidaten mit ähnlichen Qualifikationen haben die Öko– Banker noch in der Hinterhand, wie Thorsten Martin und Jutta Gelbrich vom Interimsvorstand beim Gespräch mit der taz in den neuen Geschäftsräumen im Frankfurter Nordend versicherten. Darüber hinaus sei die notwendige Verlängerung der Treugeldverträge, die am 17.3.87 ausgelaufen waren, problemlos über die Bühne gegangen. Über 90 Treugeldgeber waren bis jetzt bereit, den Öko–Bankern ihre Einlagen für ein weiteres Jahr zu überlassen, so daß ein Rückfall unter die gesetzlich vorgeschriebene Einlagengrenze von 6 Millionen DM auszuschließen sei. Jutta Gelbrich: „Wir haben im Gegenteil noch zugelegt, denn die laufend immer noch eingehenden Treuhandgelder übersteigen die Einlagen derer, die einer weiteren Ver tragsverlängerung nicht zustimmen konnten oder wollten.“ Die hauptamtliche Mitarbeiterin der Frankfurter Geschäftsstelle geht - auch wenn der ursprünglich als Eröffnungstermin vorgesehene 1. April bereits verstrichen ist - davon aus, daß es „noch im Laufe dieses Jahres“ zur Bankgründung kommen werde. Doch auf dem Weg dorthin müssen noch weitere Hürden genommen werden. Die vorgeschlagenen Vorstandsmitglieder müssen zunächst noch vom dafür zuständigen Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BAK) in Berlin akteptiert werden. Grünes Licht vom BAK brauchen die Öko–Banker auch für ihr Bankkonzept, das - nach einer Prüfung des regionalen Genossenschaftsverbandes Mitte 86 - erheblich gestrafft wurde. So soll die beim BAK beantragte Bank–Lizenz lediglich das Einlagen– und das Kreditgeschäft umfassen und das Kreditvolumen auf 60 Woche wird sich der regionale Genossenschaftsverband mit dieser „schlankeren Konzeptionierung“ auseinandersetzen und ein Prüfungsgutachten anfertigen, das dann - wenn es positiv ausfällt, woran die Öko–Banker nicht zweifeln - dem BAK vorgelegt werden wird. Sollte auch das BAK - trotz des eingeschränkten Bankkonzeptes (u.a. keine Devisengeschäfte) - zu dem Schluß kommen, daß die Öko–Bank einen Einlagensicherungsfonds braucht, müssen die Öko–Banker erneut mit dem Bundesverband der Volks– und Raiffeisenbanken verhandeln. Angesichts der Wende in Hessen, so Martin weiter, sei die Öko– Bank notwendiger denn je. Alternativbetriebe, die sich bisher aus dem Alternativtopf der hessischen Landesregierung mit zinslosen oder zinsverbilligten Krediten versorgen konnten, stünden nun „auf dem Schlauch“. Insbesondere für die zahlreichen Frauenprojekte in Frankfurt würden „schwere Zeiten“ anbrechen, denn die Streichung der Förderungsmittel für die Alternativwirtschaft sei einer der Hauptforderungen von FDP–Chef Gerhard an den neuen Regierungschef Walter Wallmann gewesen. Die „Staatsknete“ dürfte so auf absehbare Zeit ausbleiben, denn die neue Koalition in Wiesbaden hat bereits eine „vernünftige Mittelstandsförderung“ angekündigt, bei der die Klientel der Grünen mit Sicherheit durch das Raster der Förderbedingungen fallen werden. Noch sind die Alternativbetriebe über die Mittel aus dem rot–grünen Haushalt 87 abgesichert. Ab Januar 88 wird sich jedoch der Wind endgültig gedreht haben für die alternativen Projekte, Betriebe und Institutionen, auch im Hessenland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen