Geballtes Mittelmaß

■ Zur Kabinettsliste des Dr. Wallmann

Im Kabinett des Dr. Caligari waren die Rollen wenigstens klar verteilt. Die Bösen waren nur böse und die Guten nur gut. Im Kabinett des Dr. Wallmann wird es dagegen keine Extreme geben. Der Ex–Reaktorminister Wallmann hat die geballte Mittelmäßigkeit um sich versammelt, um das Land in einen rheinland–pfälzischen Dornröschenschlaf einlullen zu können. Namen wie Milde (Innenminister) oder Weimar (Umwelt und Reaktorsicherheit) stehen für Langeweile und Konturlosigkeit, an denen sich selbst eine muntere Opposition kaum wird reiben können: Alles zu glatt. Ohne Scham setzte Wallmann seiner Regierungsmannschaft, die bislang von nur zwei Frauen „garniert“ wird, denn auch einen entsprechenden „Ehrenkodex“ vor die Nase: Diese Regierung soll so wenig wie möglich in Erscheinung treten. Doch angesichts der angekündigten Kurskorrekturen im politischen Leben des für sein bisheriges liberales Klima bekannten Hessenlandes wird unter diesem Deckmantel aus Mittelmäßigkeit und Standesdünkel klammheimlich ein anders Hessenland Gestalt annehmen. Die schwächsten Glieder dieses Gemeinwesens, die Ausländer/innen, die finanzschwachen Mitarbeiter/innen aus den Alternativbetrieben, die Frauen aus den auf wackligen Beinen stehenden Projekten werden diese Wende zuerst zu spüren bekommen. Der Vollzug dieser Wendepolitik wird nach und nach offenlegen, daß das neue hessische Kabinett - mit seiner trägen Dampfwalzenpolitik - denn doch ein Gruselkabinett ist: Das Kabinett des Dr. Walter Wallmann. Klaus–Peter Klingelschmitt