: Spekulation über die Schmiergeldaffaire
Die Korruptionsaffaire um die Hanauer Atomtransport–Firma Transnuklear wirft Fragen auf, die bisher auch von der Hanauer Staatsanwaltschaft nicht beantwortet werden konnten. Die Behauptung, daß die Transnuklear Mitarbeiter ihrer Kunden geschmiert haben soll, um Aufträge zu ergattern, erscheint nämlich wenig plausibel. Denn auf dem Gebiet der atomaren Transporte - Brennelementeversorgung und -entsorgung - ist die Transnuklear in der Bundesrepublik nahezu konkurrenzlos. Mehr als 90 Prozent der bundesdeutschen AKWs werden von der Transnuklear „bedient“. Warum also sollte sie AKW–Betreiber schmieren? Für welche „Dienstleistungen“ die Transnuklear die Millionenbeträge denn nun tatsächlich „investiert“ hat, darüber läßt sich zur Zeit nur spekulieren. Ob es sich um Schweigegelder für nicht den Vorschriften entsprechende Schwarztransporte handelt, kann im Moment ebensowenig bewiesen werden wie eine andere Vermutung, wonach ein „Schwarzgeldpool“ der Atommafia zur Deckung von Pro–Atom–Werbeaktivitäten gedient haben soll. Der Umstand, daß die Plutoniumfabrik ALKEM ihrem ehemaligen Geschäftsführer Alexander Warrikow (CDU–MdB) vor Jahresfrist eine „persönliche Wahlkampfspende“ in Höhe von 15.000 DM hatte zukommen lassen, gab gestern auch Anlaß zu einer weiteren Spekulation. Wurden über das Schweizer Schwarzgeldkonto der Transnuklear gezielt parteipolitisch aktive, leitende Mitarbeiter von Atomkraftwerken „gesponsert“, damit in deren Parteien vor Ort die Stimmung für AKWs nicht in den Keller rutschte? Möglich ist ja alles an der bundesdeutschen Atomfront.
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