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Frankreich bleibt auf seinem Atomstrom sitzen

■ Studie des Industrieministeriums weist gigantische Überkapazität nach / Zwischen drei und sieben Atomkraftwerke sind 1990 überflüssig Auch die vier Blöcke des AKW Cattenom kann niemand gebrauchen / Stromkapazität um 50

Aus Paris Mycle Schneider

Frankreich weiß nicht wohin mit seinem Atomstrom. Am Dienstag veröffentlichte das Industrieministerium einen Bericht über die Entwicklung der Energieversorgungslage Frankreichs bis zum Jahr 2000. Fazit: Trotz der starken Verlangsamung des Atomprogramms rechnet man mit einer Überkapazität von drei bis sieben Reaktoren bis 1990, je nach realisiertem Wirtschaftswachstum. Der Bericht enthält zwei als „extrem“ charakterisierte Szenarien möglicher Entwicklungen bis zum Jahr 2000. Das erste geht von einem hohen Ölpreis (25 US– Dollar pro Barrel 1990 und 35 US–Dollar im Jahr 2000) aus, kombiniert mit einem schwachen Wirtschaftswachstum (1,2 bis 1,5 Prozent). Der Primärenergieverbrauch würde dann 195 Millionen Erdöleinheiten betragen (1986: 197,6 Mio), davon 77,6 Mio. produziert durch Atomenergie und 62 Mio. Erdöleinheiten mit Öl. 1986 stammten 56,4 Mio. Erdöleinheiten aus Atomkraftwerken und 85,5 Mio. vom Öl. Die zweite Hypothese stützt sich auf einen niedrigen Ölpreis (15 US–Dollar 1990 und 20 US– Dollar 2000) und einen stärkeren Wirtschaftsaufschwung (3 bis 3,3 Prozent). Der Verbrauch an Primärenergie würde im Jahr 2000 237,5 Mio. Erdöleinheiten errei chen, davon 101 aus Atomenergie und 80 aus Öl gedeckt. Der Stromverbrauch der Elektroheizungen soll sich bis zum Jahr 2000 verdoppeln. Die technischen Be rater der Abteilung Energie und Rohstoffe des Industrieministeriums haben nicht verschwiegen, daß dies keine ideale Ausnutzung der Überkapazitäten ist und die Stromversorgung dadurch „anfälliger für klimatisch bedingte Zwischenfälle“ wird. Fortsetzung auf Seite 6 Siehe auch Seite 8 Schon 1984 rüffelte der französische Rechnungshof den französischen Stromkonzern EDF für seine Finanzpolitik und die drohende Überkapazitäten. 1990, schätzten die staatlichen Rechner, könnte EDF 15 Prozent mehr Strom produzieren, als die Franzosen brauchen werden. Im Dezember 1985 gab EDF–Präsident Marcel Bolteux schließlich selbst zu, 1990 zwei bis vier Reaktoren zuviel in der Landschaft stehen zu haben. Einige Monate später erhöhte sein Generaldirektor Jean Guilhamon auf drei bis fünf. Wer bietet mehr? Jean Syrota, Direktor der Abteilung Energie im Industrieministerium und „für EDF ein Dorn im Auge“ (Nouvel Economiste) hält die Schätzungen der EDF–Bosse noch für untertrieben. Die links–liberale Gewerkschaft CFDT kommt auf wesentlich höhere Zahlen. Zwölf der seit 1979 bestellten Kraftwerke, darunter die vier Cattenom–Blöcke, seien 1990 überflüssig, errechneten die Gewerkschaften. Die Entwicklung der letzten Jahre wirft ein deutlicheres Licht auf den größenwahnsinnigen Atomexpansionismus in Frankreich. Seit 1980 ist die installierte Stromproduktionskapazität um 54,5 Prozent ausgebaut worden. Im gleichen Zeitraum hat der Stromverbrauch aber „nur“ um 27,5

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