: Hoechst: Neue Regierung soll schneller genehmigen
■ Bilanzvorstellung / Blockierung von Forschungsergebnissen durch rot–grün beklagt - Zehn Mark Dividende
Frankfurt (ap) - Der Chemiekonzern Hoechst erhofft sich von der neuen hessischen CDU/FDP– Landesregierung „mehr Sachlichkeit“ bei Genehmigungsverfahren. „Wir hatten in den letzten Jahren in Hessen verschiedentlich Schwierigkeiten mit Investitionsprojekten“, sagte Vorstandsvorsitzender Wolfgang Hilger auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens am Dienstag in Frankfurt. So seien beispielsweise bei der gentechnischen Produktion von Insulin für Zuckerkranke, „überwiegend aus politischem Kalkül wertvolle Forschungsergebnisse blockiert worden“. In der Insulinherstellung betrage der Verzögerungsfaktor bisher mindestens ein Jahr, sagte der Vorstandsvorsitzende. Zwar seien bei der Gentechnologie Bedenken angebracht bei Eingriffen in die Erbsubstanz von Mensch und Tier, nicht aber, „weiß Gott, wenn ich ein Bakterium dazu bringe, daß es eine Chemikalie oder ein Produkt erzeugt“. Hoechst Welt hat im Geschäftsjahr 1986 einen Gewinn nach Steuern von 1,399 Milliarden Mark erzielt. Das sind 69 Millionen Mark oder 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Nach den Worten Hilgers wirkten sich sowohl der fallende Kurs des US–Dollars als auch der starke Preisverfall für viele Rohstoffe auf den Umsatz von Hoechst aus. So sei der Weltumsatz 1986 um elf Prozent auf 38 Milliarden Mark gesunken. Die Hoechst AG erzielte mit 783 Millionen Mark einen um zwölf Millionen oder 1,6 Prozent höheren Gewinn nach Steuern. Das Chemieunternehmen plant, der Hauptversammlung auch in diesem Jahr die Ausschüttung einer Dividende von zehn Mark je Aktie vorzuschlagen. Nach der Kapitalerhöhung vom Mai 1986 steige somit die Ausschüttungssumme um 33 auf 549 Millionen Mark, sagte Hilger. In den Vereinigten Staaten erwarb der Chemiekonzern die Celanese Corporation, New York, Anbieter von Polyesterfasern und -fäden, organischen Chemikalien sowie Kunststoffen und Hochleistungswerkstoffen. Die amerikanische Kartellbehörde gestattete den Kauf im Februar 1987 mit der Auflage, daß Hoechst einen Teil des Textilfasergeschäfts wieder veräußert. Der Schwerpunkt des Investitionsprogramms liege im Umweltschutz, der bei Hoechst Welt mehr als zehn und in der Muttergesellschaft rund 20 Prozent ausmache. Der hohe Prozentsatz ergebe sich nicht zuletzt aus Investitionen, um ältere Produktionsanlagen an die verschärften Vorschriften zum vorbeugenden Schutz der Gewässer im Fall von Betriebsstörungen anzupassen. DA RAUCHT DER SCHORNSTEIN
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