I N T E R V I E W Eine neue Ebene des Kampfes

■ Fidel Agcoili, Vorsitzender der linken Partido ng Bayan über die Wahlchancen der Linken.

taz: Partido ng Bayan hat zusammen mit anderen legalen linken Gruppen die „Allianz für eine neue Politik“ gegründet. Wer dominiert das neue Bündnis? F.A. : Die wichtigsten Gruppen bei uns sind sicher PNB und das Massenbündnis Bayan. Wichtige Gruppen sind auch die Frauenpartei KAIBA und die „Volunteers for Popular Democracy“, aber sie sind noch recht klein. Dazu kommen noch regionale Gruppen aus den Kordilleren und den islamischen Gebieten. Bayan (PNB exisiterte damals noch nicht) hat in der Vergangenheit verschiedene Wahlen boykottiert. Warum habt ihr Eure Politik jetzt geändert? Die Bedingungen sind jetzt andere als unter Marcos. Die politische Reife der Bevölkerung ist grösser, und wir glauben, daß wir eine echte Chance haben, im Unterhaus einige Kandidaten der Linken durchzubringen. Wie sind denn die Aussichten im Senat, wo Fragen von höherem nationalen Interesse, z.B. die der euch sehr am Herzen liegenden US–Basen, entschieden werden? Ehrlich gesagt: schlecht. Unsere Kandidaten waren einfach nicht bekannt genug, um mit den traditionellen Parteien bestehen zu können. Aber zu Euren Senatskandidaten gehören doch auch der bekannte Bauernführer Jimmy Tadeo und Gewerkschaftsführer Chris Beltran. Behauptet ihr nicht immer, die Massenbasis der Linken ginge in die Millionen? Das schon, aber davon haben wir erst rund 20 Prozent organisiert. Und so werden Tadeo und Beltran zwar gut abschneiden, aber wahrscheinlich nicht gewinnen. Fühlt ihr Euch von der Regierung fair behandelt? Sie benutzen die Kirche, um die antikommunistische Hysterie zu schüren, und das Militär geht im Auftrag der Regierung massiv gegen die Bevölkerung in den Hochburgen der Linken vor. In vielen Gebieten ist die Bevölkerung dadurch regelrecht vertrieben worden. Dort wird eine faire Wahl nicht möglich sein. Dies zeigt, daß sie unseren Einfluß sehr wohl fürchtet. Im Gegensatz dazu tun die Politiker in der Öffentlichkeit so, als ob sie uns nicht ernstnähmen. Wir seien verspätete Zaungäste der Demokratie, sagen sie. Welchen Stellenwert meßt ihr der Parlamentsarbeit bei? Das Parlament ist eine neue Ebene des Kampfes, aber wir machen uns keine Illusionen über die Durchsetzbarkeit unserer Forderungen. Die Arbeit an der Basis ist nach wie vor mindestens ebenso wichtig wie die parlamentarische Ebene, und die Leute müssen ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Interview: Gebhart Körte