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Todeszelle wurde zum Grab

■ Der 95jährige Japaner Hirasawa, vor 32 Jahren zum Tode verurteilt, starb im Gefängnis Unter Folter gestand er, zwölf Menschen bei einem Banküberfall vergiftet zu haben

Tokio (dpa) - Der Japaner Sadamichi Hirasawa, der am Sonntag im Alter von 95 Jahren an einer Lungenentzündung starb, hätte nach dem Willen seiner Richter seit 32 Jahren im Grab liegen sollen: 1955 hatte das höchste japanische Gericht ihn endgültig in dritter Instanz zum Tode am Galgen verurteilt. Seither saß er in der Todeszelle. Kurz vor Geschäftsschluß am 26. Januar 1948 war ein Mann in der Tokioter Teikoku Bank erschienen, der die Uniform eines Gesundheitsinspektors trug. Er überzeugte den Manager davon, daß eine Ruhr–Epidemie in der Stadt ausgebrochen sei und daß alle Angestellten unter Aufsicht eine neue Medizin schlucken müßten. 15 Beschäftigte und der neunjährige Sohn eines Wachmannes tranken die Flüssigkeit, die der angebliche Inspektor jedem verabreichte - doch es war Zyankali. Zehn Opfer starben sofort, zwei bald danach. Der Täter entkam mit 164.000 Yen (nach heutigem Kurs 2.000 Mark), und die Polizei tappte monatelang im Dunkeln. Nach acht Monaten wurde der bis dahin völlig unauffällige Hirasawa verhaftet und schwer gefoltert. Er gestand, die Tat begangen zu haben, widerrief dies aber vor Gericht, doch die Richter glaubten ihm nicht. Mehrere Experten, die sich mit dem Fall beschäftigten, sind inzwischen zur Überzeugung gekommen, daß Hirasawa als Täter nicht in Frage kommt. Im Laufe der Zeit ergaben sich immer mehr Indizien dafür, daß der Massenmörder ein ehemaliger Angehöriger des berüchtigten Regiments 731 gewesen sein müsse, das während des Krieges vor allem in der Mandschurei die Kriegsführung mit Giften, Chemikalien und Bakterien in grausamen Menschenversuchen erprobt hatte.

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