: Internationale Energieagentur: Weiter Angst vor der OPEC
■ Industrieländer halten an Jahrtausendsünde Kernkraft fest / USA für größere Ölreserven - EG für Senkung des Verbrauchs / Auch Umweltversprechen hoch im Kurs
Paris (dpa/ap/taz) - Trotz Tschernobyl wollen die meisten westlichen Industrieländer an der Kernkraft festhalten. Beim Ministerrat der Internationalen Energieagentur (IEA) am Montag in Paris sprach sich die Mehrzahl der 21 Mitgliedsländer auch für die verstärkte Beachtung des Umweltschutzes bei der Energieerzeugung aus. Einig war man sich darüber, daß der Ölpreis auf mittlere Sicht wieder steigen wird. Deshalb müsse der Entwicklung alternativer Energiequellen weiterhin Vorrang gegeben werden. Der amerikanische Energieminister John Herrington hat in Paris seine Kollegen aus 20 westlichen Ländern dazu aufgerufen, für das rasche Anlegen größerer Ölreserven zu sorgen, da dies der beste Schutz vor einer neuen Versorgungskrise bei Erdöl sei. Präsident Ronald Reagan habe angekündigt, sagte Herrington, daß die Ölreserven der USA aufgestockt werden sollten. Einige westliche Länder hinkten hinter den amerikanischen Anstrengungen her, während die Anlage einer „strategischen Reserve“, wie der Minister sagte, doch Schutz vor möglicher Erpressung mit dem Erdöl als politischer Waffe bieten könne. Delegierte anderer westlicher Staaten stimmten dem grundsätzlich zu, doch wurde bei den Beratungen deutlich, daß vor allem die EG Nuancen anders setzt. Der britische Chefdelegierte Alick Buchanan–Smith sagte, niemand zweifle daran, daß die Anlage von Ölreserven sinnvoll sei, doch dürfe das kein Selbstzweck sein. Der für Energiefragen zuständige EG–Kommissar Nicolas Mosar regte an, daß die USA und andere Staaten größeres Gewicht auf bessere Ausnutzung von Energieträgern legen sollten, damit der Ölverbrauch gesenkt werde. Herrington umriß die amerikanische Politik mit den Worten, die USA hielten zweiseitige Gespräche mit erdölexportierenden Staaten für sinnvoll, lehnten aber Verhandlungen mit der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) „von Block zu Block“ entschieden ab. Die Vereingten Arabischen Emirate (VAE) wollen auf der am 25. Juni in Wien beginnenden, halbjährlichen Konferenz der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) auf eine Erhöhung ihrer Fördermenge von derzeit 902.000 Barrel pro Tag drängen. Andernfalls sähen die Emirate sich gezwungen, die OPEC– Bestimmungen zur Begrenzung der Fördermengen zu ignorieren. geo
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