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Solo für Raketen

■ Zum franco–sowjetischen Gipfel in Moskau

Chirac, der französische Premierminister, ist auch deshalb populär, weil er politischen Konflikten nicht ausweicht. Seinen Machtinstinkt zeichnet aus, daß er auf der Grundlage seiner Überzeugungen gegen den Strom zu schwimmen sich nicht scheut. In Moskau aber bettete er sich allein in die wohlige Wärme des französichen Bewußtseins. Die Deutlichkeit, mit der er für die Freilassung Inhaftierter und für bessere Ausreisebedingungen für sowjetische Juden warb, verdient Respekt und deckt sich mit der Mehrheitsmeinung in seinem Land. Auch im Hinblick auf die „Force de Frappe“, die eigene Atomstreitkraft, kann sich der Premier bei seinen Landsleuten aufgehoben fühlen. Von links bis rechts wolle man die „Modernisierung“ der Atomraketen, schrieb er Gorbatschow ins Stammbuch. Frankreichs eigene Wege in der Außenpolitik sind nach dem Austritt De Gaulles aus der Befehlsstruktur der NATO gerade in Moskau mit Sympathie betrachtet worden. Die nationale Eigenständigkeit Frankreichs verschaffte seitdem für viele Seiten Spielraum im Ost–West–Konflikt. Frankreichs „Liebe für die Atomraketen“ wird diesen Kredit verspielen. Die „nationale Unabhängigkeit“ wird zu hohlem Pathos, wenn sie sich nicht mehr mit den Interessen West– und auch Osteuropas verknüpft, wie dies vorher war. Zwar spielen die französischen Omnipotenzträume für den Verhandlungsprozeß zur Abrüstung noch kaum eine Rolle, da ein Abkommen zunächst auf die Supermächte beschränkt bleibt. Danach aber wird es auch für Frankreich ernst. Man kann nur hoffen, daß es bis dahin in unserem Nachbarland wieder Politiker gibt, die es wagen, in dieser Frage gegen den Strom der öffentlichen Meinung zu schwimmen. Erich Rathfelder

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