: Massenverhaftungen und abgesperrte Friedhöfe in Kwangju
Seoul (afp/taz) - Bei den Gedenkfeiern zum siebten Jahrestag des blutig niedergeschlagenen Aufstandes von Kwangju sind in der südkoreanischen Stadt am Montag knapp 400 Menschen festgenommen worden. Etwa 100 Demonstranten wurden verhaftet, als 3.000 Menschen den Beginn der Abendmesse für die Opfer des Aufstandes erwarteten. Auf dem Friedhof von Kwangju spielten sich dramatische Szenen ab. Nachdem die Polizei zuvor vergeblich versucht hatte, den Angehörigen der Opfer durch Straßensperren den Zugang zu den Grabstätten zu versperren, schlich sich ein Polizist auf den Friedhof, um dort eine Puppe des amtierenden Präsidenten Chun Doo Hwan zu stehlen, die die etwa 1.000 versammelten Angehörigen verbrennen wollten. Als er entdeckt wurde, gingen ältere Frauen wutentbrannt mit Stöcken auf die Polizisten los und zündeten ein Polizeifahrzeug an. Ebenfalls aus Protest gegen das herrschende Regime übergoß sich in der Stadt Pusan ein junger Mann mit Benzin und zündete sich an. Schon in Flammen stehend lief er 100 Meter durch die Innenstadt und schrie: „Wir wollen eine demokratische Verfassung“. Wie um ein Zeichen zu setzen, ließ die Regierung am Montag fünf wegen Mord und Raub verurteilte Häftlinge hängen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen