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Albrecht lernfähig?

■ Statt zum Staatsempfang will der niedersächsische Ministerpräsident zum AStA gehen / Die Studenten streiken seit über zwei Wochen / Pragmatische Forderungen - positive Resonanz

Aus Hannover Jürgen Voges

Seit Wochen kämpfen Studenten an allen Universitäten Niedersachsens mit immer neuen phantasievollen Aktionen und Streiks gegen Strafgebühren für sogenannte „Langzeitstudenten“, gegen die Kürzungen der Regierung bei Personal– und Sachmitteln der Hochschulen. Mit seinem Griff in die ohnehin leeren Taschen der Studenten und Sparbeschlüssen, die ein normales Studium nicht mehr möglich machen, hat Ernst Albrecht einen pragmatischen Studentenprotest ausgelöst, der hartnäckig die eigenen Interessen ver teidigt. Aus Respekt vor der angekündigten ersten zentralen Studentendemo am kommenden Dienstag in Göttingen hat Albrecht jetzt sogar die Teilnahme der Landesregierung an der Feier zum 250jährigen Bestehen der Uni Göttingen absagen müssen. Die Landesregierung wird auch nicht bei dem Festakt vertreten sein, bei dem Bundespräsident Richard von Weizsäcker anläßlich des Jubiläums die Ehrendoktorwürde der Theologie verliehen wird. Der Ministerpräsident hat stattdessen für den gleichen Tag dem AStA der Uni Göttingen ein Gepräch über die von der Landesregierung beschlossenen Kürzungen im Hochschulbereich angeboten. Doch trotz dieses Verhandlungsangebots werden in Göttingen am Dienstag Protest und Prominenz aufeinandertreffen. Der Streikrat der Uni, der die Aktionen koordiniert, erwartet für die geplante Demo bis zu 50.000 Studenten. Die Göttinger Polizei geht bisher davon aus, daß es die größte Studentendemonstration in der Geschichte der Stadt wird. In einem Brief an den Rektor der Universität hat der Streikrat noch einmal klargestellt, daß die „Festivitäten absolut deplaziert“ sind. Falls der Rektor allerdings die Feier absage, so schreiben die Studenten, werde er Rederecht auf der Protestkundgebung erhalten. Der Uni–Rektor hat sich bereits entschlossen, die Feier mit Richard von Weizsäcker in andere Räumlichkeiten zu verlegen. Die Studenten hatten zuvor eine Sitzblockade vor dem ursprünglich vorgesehenen Saal angekündigt. Der Senat der Universität hat für Dienstag eine eigene Demonstration angekündigt. Tagesthema Seite 3 Bildung als Privileg: Interview Seite 10

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