: Erstaunliches aus Polen
■ Solidarnosc und chilenische Gewerkschaft stellen Ähnlichkeiten fest / Edward Kennedy verleiht Michnik und Bujak Preis
Warschau (dpa/afp/taz) - Die Situation der unabhängigen Gewerkschaften in Chile und in Polen sei „erstaunlich ähnlich“, stellten am Samstag die Führungsspitzen der verbotenen chilenischen „Vereinigten Gewerkschaftsbewegung“ (MSU) und der verbotenen polnischen Gewerkschaft Solidarnosc in Warschau in einer gemeinsamen Erklärung fest. In beiden Ländern verfolgten „die Regierungen jede unabhängige Aktivität“ und seien „für die schwere Wirtschaftskrise verantwortlich“. Nachdrücklich verurteilten beide Gewerkschaftsbewegungen jedes „diktatorische und totalitäre System“ und setzten sich für einen „gewerkschaftlichen Pluralismus unabhängig von politischen Parteien und Staat“ ein. Bei seinem Besuch in Warschau hat der amerikanische Senator Edward Kennedy am Freitag abend den Schriftsteller Adam Michnik und den langjährigen Führer der Untergrundstruktur von Solidarnosc, Zbignew Bujak, mit dem mit 40.000 Dollar dotierten Robert– Kennedy–Preis für Menschenrechte ausgezeichnet. Bei der „die gesamte Organisation betreffenden Ehrung“ (Michnik) waren in der Residenz des amerikanischen Geschäftsträgers über 100 bekannte polnische Persönlichkeiten wie der Filmregisseur Andrej Wajda und der Schriftsteller Tadeusz Konwicki eingeladen. Während die Oppositionsprominenz die Preisverleihung feierte, gaben die Sprecher der polnischen Umweltgruppe „Freiheit und Frieden“ bekannt, daß fünf ihrer Mitglieder am Montag voriger Woche auf spektakuläre Weise gegen die Pläne zur Errichtung einer Atommülldeponie in ehemaligen Wehrmachtsbunkern bei Meseritz, nahe der Grenze zur DDR, demonstriert hätten. In der westpolnischen Stadt Landsberg stellten sich die Umweltschützer mit einem Spruchband auf einen Mauervorsprung eines Kaufhauses. Nach etwa eineinhalb Stunden hätte die Polizei die jungen Leute mit Gewalt entfernt, inzwischen aber wieder freigelassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen