: Ganz ohne Charlie
■ Japans Anleger im 5. Goldrausch seit 20 Jahren
Tokio (dpa) - Japan erlebt gegenwärtig, davon sind alle Beteiligten überzeugt, seinen fünften Goldrausch der letzten 20 Jahre: „Sie wissen nicht wohin mit ihrem vielen Geld“, sagen die meisten Marktbeobachter zur Erklärung. 607 Tonnen Gold importierten die Japaner im vergangenen Jahr, etwa die Hälfte der weltweiten Produktion. 300 Tonnen davon kaufte das Finanzministerium, um Gedenkmünzen im Wert von je 100.000 Yen (1.250 DM) zum 60. Thronjubiläum von Kaiser Hirohito zu prägen. Sie fanden reißenden Absatz, und der Staat machte riesige Gewinne. Es war der vierte Goldrausch. Den ersten hatte es 1969/70 gegeben, als der Nachfragedruck den Preis per Gramm innerhalb weniger Monate von 3.000 auf 6.000 Yen hochtrieb. Der zweite kam im November 1971, nachdem der Preis wieder unter 3.000 Yen gesunken war: So viele Japaner witterten ein gutes Geschäft, daß am Tokioter Goldmarkt innerhalb einer Woche mehr als fünf Tonnen Gold gekauft wurden. 1982 dann, im dritten Goldrausch, stiegen die Preise von 2.500 Yen im März auf gut 4.000 Yen im September an und brachen dann wieder zusammen. Jetzt, im fünften Boom, sind die kühl rechnenden Investoren ebenso beteiligt wie Spekulanten und massenweise simple Gemüter, denen das Rechnen offenbar schwerfällt: Die Goldverkäufer werben damit, daß Gold in den USA immer teurer, in Japan aber immer billiger geworden sei. Viele Käufer glauben offenbar, steigender Yen– und fallender Dollarkurs hätten diesen zauberhaften Nebeneffekt. Die Japaner aber haben auch wohlüberlegte Gründe, das Edelmetall zu kaufen: US–Staatsanleihen, über die die Japaner einen großen Teil des Budget–Defizits in Washington zu finanzieren pflegten, sind wegen des Kursrisikos nicht mehr wie früher gefragt. Da Grundstücke in Japan sehr teuer geworden sind und das Zinsniveau bei einem Diskontsatz von 2,5% sehr niedrig ist, bleibt der Goldmarkt als Anlagemöglichkeit in jeder Größenordnung. Allerdings zeigt die Entwicklung der meistgehandelten Barrengrößen, daß kräftig zugelangt wird: Vor einigen Jahren war der 100–Gramm–Barren am populärsten und jetzt werden hauptsächlich Kilobarren ge– und verkauft.
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