: Rüstungskonzern Dornier will Sonderflughafen ausbauen
■ Zugunsten von Dornier–Ausbauplänen Grundwasserschutzgebiet falsch ausgewiesen / Fließrichtung des angrenzenden Grundwassergebietes manipuliert
München (taz) - Den Vorwurf, daß ein Grundwasserschutzgebiet zugunsten von Ausbauplänen des staatlich subventionierten Rüstungskonzerns Dornier falsch ausgewiesen wurde, erhoben gestern auf einer Pressekonferenz die bayerischen Grünen. Dornier plant bis zum Jahre 2000 eine Vergrößerung ihres Sonderflughafens in Oberpfaffenhofen um das Vierfache. Statt 95.000 Quadratmetern sollen dann 350.000 Quadratmeter bebaut sein. Direkt an das geplante Erweiterungsgebiet grenzt der Trinkwassereinzugsbereich des Landkreises Starnberg mit 12.000 Personen. Nach den gesetzlichen Vorschriften dürfen jedoch Flugplätze, Anflugstellen und militärische Anlagen nicht in unmittelbarer Nähe von Wasserschutzgebieten errichtet oder erweitert werden. „Die Fließrichtung des Grundwassers wurde mit Absicht falsch eingetragen, um zu solchen Ergebnissen zu kommen“, stellte der bayerische Landtagsabgeordnete der Grünen, Prof. Armin Weiß, fest. Die tatsächliche Fließrichtung des Wassers bedeutet dagegen, daß alle Schadstoffe aus dem Gelände in das Trinkwasser gelangen können. Auch ein 40seitiges Gutachten des ehemaligen Mitarbeiters des Wasserwirtschaftsamtes und Hydrologen Helmut Dauschek beweist dies. „Aufgrund der ermittelten hohen Grundwasserfließgeschwindigkeit würde sich das Grundwasserschutzgebiet auf das Flughafengelände bis in den südlichen Bereich der Startbahn ausdehnen“, faßt Dauschek seine Untersuchungsergebnisse zusammen und fordert nach dem Wasserhaushaltsgesetz zunächst eine Einstellung der Erweiterungsarbeiten. Mitte April stellte das Wasserwirtschaftsamt zum zweiten Mal, nachdem bereits Anfang Januar ebenfalls sehr hohe Werte ermittelt worden waren, eine Verseuchung der Trinkwasserbrunnen durch Chlorwasserstoffe fest. Ein Brunnen mußte vorübergehend geschlossen werden. Die Konzentration von Tretrachlorethen und Trichlorethen überschritt den festgesetzten EG–Richtwert um fast das Dreifache. Die beiden Schadstoffe, die hauptsächlich in Lösungsmitteln zur Reinigung von Flugzeugteilen enthalten sind, schädigen nachweislich Leber, Nieren und das zentrale Nervensystem, sind genschädigend und können Krebs auslösen. Daß der Verursacher der Brunnenvergiftung die Fa. Dornier war, ist auch für den CSU–Bürgermeister von Gauting unbestritten. Der Bund Naturschutz hat sich bereits an die Staatsanwaltschaft gewandt, um Ermittlungen einleiten zu lassen. Durch eine Anfrage im Landtag versuchen die Grünen, das Projekt zu stoppen. lui
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen