Sechs Tage im Juni 67

Anfang Juni 1967 hat Israel in 80 Stunden drei arabische Armeen - die ägyptische, jordanische und syrische - besiegt, die gesamte Sinai–Halbinsel erobert, das Jordan–Westufer mit Ostjerusalem und die syrischen Golan–Höhen eingenommen. Am Ende des dritten israelisch–arabsischen Krieges hielt Israel Gebiete besetzt, die ein vierfaches der Fläche des jüdischen Staates vor den Beginn der Kämpfe ausmachten. Im Zuge des Krieges flohen rund 280.000 Palästinenser nach Jordanien. Viele hatten bereits 1948 ihr Zuhause verloren. Ägypten vermeldete 5.000 Tote, 11.500 „Vermißte“ und 5.500 Kriegsgefangene, die jordanischen Verluste beliefen sich auf 6.100 Tote oder Vermißte, 760 Verletzte und 463 Gefangene. Die Zahl der syrischen Opfer ist unbekannt, 600 syrische Gefangene wurden jedoch gegen zwei Israelis ausgetauscht. Auf israelischer Seite gab es 680 Tote und etwa 2.500 Verwundete. Die hohe Zahl der Toten verweist auf die Intensität des Krieges. Am ersten Tag, dem 5.Juni 1967, zerstörte die israelische Luftwaffe innerhalb einiger Stunden 420 ägyptische, jordanische und syrische Kampfflugzeuge. Mit diesem in der offiziellen Sprachregelung Präventivschlag genannten Blitzangriff sicherte sich Israel die absolute Luftüberlegenheit. Gleichzeitig wurde Gaza mit dem Hauptquartier der PLO eingenommen. Am nächsten Tag stießen Panzerkolonnen auf die Sinai–Halbinsel vor, an der jordanischen Front wurden die Städte Jenin, Kaliliya, Latrun, Hebron sowie Bethlehem erobert und Ostjerusalem umzingelt. Am 7.6. brach die ägyptische Front zusammen, zugleich eroberten israelische Verbände Sharm el Sheikh am Eingang des Golfes von Akaba. Damit wurde eine ägyptische Blockade, letzendlicher Auslöser des Krieges, außer Kraft gesetzt. Auch Ostjerusalem fiel an die israelischen Truppen. General Dayan an der Klagemauer: „Wir haben Jerusalem befreit. Für immer ist das wiedervereinigte Jerusalem die ewige Hauptstadt Israels.“ Die jordanische Front brach zusammen, Jericho und Nablus wurden erobert. Nach weiteren Kämpfen trat am 9.6 ein von der UNO vermittelter Waffenstillstand mit Jordanien und Ägypten in Kraft. Ungeachtet dessen erobern israelische Truppen am nächsten Tag die syrischen Golan–Höhen und die Stadt Kuneitra. Danach tritt der Waffenstillstand endgültig in Kraft. Am 27. Juni nahm das israelische Parlament das Gesetz zur Annexion Ostjerusalems an. Die Ostblockstaaten mit Ausnahme Rumäniens brachen die diplomatischen Beziehungen zu Israel ab. Am 22. September wurde in Kfar Etzion südwestlich Jerusalems die erste von heute 118 jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten gegründet. Am 22. November des gleichen Jahres verabschiedete der UNO–Sicherheitsrat die berühmte Resolution 242 als Grundlage für eine Lösung des Nahost–Konflikts. Darin wird der Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten gefordert, das Recht aller Staaten auf ein friedliches Leben innerhalb anerkannter Grenzen festgehalten, das Palästinenserproblem jedoch nur als „Flüchtlingsfrage“ behandelt. Der Krieg von 1967 legte zugleich auch die Wurzeln für den vierten israelisch– arabischen Krieg im Jahre 1973, als ägyptische und syrische Truppen in einem Überraschungscoup auf dem Sinai und den Golan–Höhen vorrückten. Im Rahmen des Friedensvertrages zwischen Israel und Ägypten wurde die Sinai–Halbinsel von den israelischen Truppen geräumt, die anderen 1967 eroberten Gebiete stehen jedoch bis heute unter israelischer Herrschaft. Das Palästinenserproblem als Grundproblem des Konflikts Israels mit seinen Nachbarstaaten ist erst nach dem 67er Krieg ins öffentliche Bewußtsein getreten. Die letzten zwanzig Jahre der Besatzung der Westbank und des Gazastreifens haben sicherlich mit dazu beigetragen. Amos Wollin