: Falsche Daten für „Schacht Konrad“
■ PTB muß Sicherheitsanalysen für das geplante Atommüllager im „Schacht Konrad“ neu schreiben Falsche geologische Ausgangsdaten / Der Termin für die Inbetriebnahme nicht mehr einzuhalten
Aus Hannover Jürgen Voges
Bei den Sicherheitsanalysen für das geplante Atommüllendlager „Schacht Konrad“ hat die Physikalisch–Technische Bundesanstalt (PTB) mit falschen geologischen Ausgangsdaten gerechnet, um die Eignung des Bergwerkes zum Endlager nachzuweisen. Wie ein Sprecher der Bundesanstalt gestern bestätigte, sind die von der PTB vorgelegten Berechnungen zur Langzeitsicherheit des Schachtes sowohl vom Niedersächsischen Umweltministerium als auch von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstof fen in Hannover kritisiert worden. Aus beiden Häusern habe es, erklärte Professor Horst Schneider von der PTB, „Anmerkungen und Nachforderungen zu den Sicherheitsanalysen gegeben“. Dies könne bis zu einem halben Jahr und auch länger dauern, so daß die Planungsunterlagen für das Atommüllager nicht wie vorgesehen im Herbst öffentlich ausgelegt werden könnten. Neue Untersuchungen des Schachtes, in dem 95 Prozent des bundesdeutschen Atommülls endgelagert werden sollen, wollte der PTB–Sprecher „nicht ausschließen“. In den Modellrechnungen zur Langzeitsicher heit von „Schacht Konrad“ hat die PTB nachzuweisen, daß auch in Zeiträumen von Tausenden von Jahren keine radioaktiven Stoffe über das Grundwasser an die Erdoberfläche transportiert werden. Da sich das Endlagerbergwerk nach Abschluß der Einlagerung langsam mit Grundwasser füllen wird, muß dazu die Ausbreitung von Radionukliden im Untergrund per Computermodell simuliert werden. Die Kritik an den Rechnungen der PTB bezieht sich auf die geologischen Ausgangsdaten, die die Bundesanstalt für den Transport von Grundwasser und Nukliden von unten nach oben „senkrecht zu den einzelen Geologischen Schichten“ in ihr Modell eingesetzt hat. „Eine Änderung dieser geologischen Parameter“, so sagte Professor Schneider wörtlich, „könnte für die Ausbreitung von Nukliden entscheidend sein.“ Durch die neuen Sicherheitsanalysen, die die PTB jetzt erstellen muß, wird es auf jeden Fall zu einer Verzögerung des Endlagerbaus kommen. „Den Termin für die Inbetriebnahme von Schacht Konrad im Jahre 1991“, erklärte der PTB–Sprecher, „werden wir höchstwahrscheinlich nicht mehr einhalten können.“
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