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VW und Toyota bestätigen Kooperationswunsch

■ Japanische Zeitungen: Toyota will Nutzfahrzeuge in Hannover bauen

Tokio (dpa/vwd) - Die beiden jeweils größten Autoproduzenten Japans und der Bundesrepublik, Toyota Motor Corp. und Volkswagen AG, haben offenbar weit fortgeschrittene Kooperationspläne entwickelt. Nach mehreren Berichten in seriösen japanischen Zeitungen vom Mittwoch sollen schon im nächsten Jahr im VW– Werk Hannover Toyota–Nutzfahrzeuge produziert werden. In den mit vielen Einzelheiten gespickten, wenn auch ohne konkrete Quellenangabe geschriebenen Berichten wurden Aussichten auf eine umfassendere Zusammenarbeit der beiden Autogiganten in der Zukunft ausgemalt. Offiziell allerdings bestätigten Toyota–Sprecher in Tokio und VW– Sprecher in Wolfsburg nur, daß es Gespräche über eine Kooperation gebe. Von konkreten Ergebnissen könne noch keine Rede sein, hieß es. Dagegen wurde in den japanischen Presseberichten eine offizielle gemeinsame Erklärung für Anfang nächster Woche angekündigt. „Sie können sich vorstellen, woher das stammt“, sagte ein VW– Sprecher in Tokio, der einräumte, daß die Zeitungen offenbar detailliert informiert seien. Danach sollen im VW–Werk Hannover vom Beginn nächsten Jahres an monatlich zwischen 2.500 und 5.000 kleine Toyota–Nutzfahrzeuge für den EG–Markt produziert werden. Gegenwärtig werden dort pro Monat 9.000 bis 10.000 Volkswagen–Kleinlaster und -Minibusse gerfertigt. Da nach japanischer Darstellung nur 80 Prozent der Kapazität in Hannover genutzt werden, biete sich der Rest der Fertigungsmöglichkeiten für Toyota geradezu an. Im Gegensatz etwa zu Nissan Motor Co. und Honda Motor Co., die beide in Großbritannien pro duzieren, liegt Toyota bisher mit Fertigungsplänen in der EG weit zurück. Das Direktorium des größten japanischen Herstellers, das sich bisher auf Produktionskapazitäten vor allem in den USA konzentriert hatte, bezeichnet aber seit langem auch eine Fertigung in Europa als „irgendwann notwendig“. Auch in den USA hatte das Unternehmen mit der Nutzfahrzeug–Fertigung begonnen. Das Toyota–Ziel eines Weltmarktanteils von zehn Prozent wird sich nach dem Urteil japanischer Branchenkenner nur verwirklichen lassen, wenn der Konzern durch Fertigung in den großen Abnehmergebieten Einfuhrsperren und hohe Zölle vermeiden kann. All diese Überlegungen werden jetzt als Indiz dafür gesehen, daß die Kooperation mit VW sich auf die Dauer kaum auf den Nutzfahrzeugsektor beschränken dürfte. Proteste gegen Japan–Export Im vergangenen Jahr hatte Toyota seine Exporte in die EG um 10,4 Prozent auf rund 268.000 Einheiten gesteigert, und sie nehmen weiter zu. 1986 hat Toyota 267.795 Autos nach Europa exportiert und stand damit an der zweiten Stelle hinter dem Nissan– Konzern. Insgesamt 544.246 japanische Wagen wurden allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres nach Europa exportiert. Die Europäische Gemeinschaft hat bereits gegen die Höhe dieser Exporte in Tokio protestiert. Die europäischen Konkurrenten haben in den letzten Monaten lautstark darüber geklagt, daß die japanischen Produzenten wegen ihrer verschlechterten Absatzmöglichkeiten in den USA - Folgen des hohen Yen–Kurses und der „freiwilligen Selbstbeschränkung“ bei Exporten auf diesem Markt - ihre Lieferungen nach Europa umleiten. Bisher hatte VW mit Japans zweitgrößtem Hersteller Nissan zusammengearbeitet: Nissan produziert den Santana für den japanischen Markt, der allerdings in Nippon kein großer Erfolg ist. In den USA hat Toyota bereits Kooperationsabkommen mit dem weltweit größten Hersteller General Motors. Toyota verbreitete am Mittwoch in Tokio eine Erklärung, wonach über eine Autoproduktion in Europa nachgedacht wird. Sprecher Akikazu Kida sagte, VW sei einer der europäischen Konzerne, der für eine solche Zusammenarbeit in Betracht komme. Entschieden sei aber noch nichts. Volkswagensprecher Schlelein sagte aber: „In einer Meldung stand sogar, Toyota wolle das VW–Werk in Hannover übernehmen. Das haben wir in das Reich der Phantasie verwiesen.“

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