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G A S T K O M M E N T A R Der Lack ist ab

■ Zu den Ereignissen am Brandenburger Tor in Ost–Berlin

Zu Pfingsten schien die Welt in Ordnung, wenigstens im DDR–Fernsehen. Aus der Bezirkshauptstadt Gera wurde vom deutsch–sowjetischen Freundschaftsfestival berichtet. Druschba–Rufe und Lobpreisungen des großen bruders erinnerten an alte Zeiten. So war man es kaum noch gewöhnt. Am Brandenburger Tor zeigte sich aber eine andere DDR. Wer hier nur von Rockfans oder Szenekrawallen spricht, hat die Ereignisse nicht verfolgt. Auf randalierende Jugendliche und martialische Ordnungshüter in Uniform kann sich der DDR–Bürger zur Not schon einrichten. Dort erlebten neugierige Passanten und Eltern, die ihre Kinder suchten, aber a Eine spontane Politisierung, die viel mehr als ein paar Jugendliche erfaßte. Anders kann man die Rufe nach Freiheit und Demokratie gegen die Mauer und für Gorbatschow nicht sehen. Gerade weil kein Konzept, kein entwickeltes Bewußtsein oder gar ein Programm dahinterstehen, ist dieser Ausbruch so ernst zu nehmen. Hoffentlich nicht nur durch die Staatsverantwortlichen. Wolfgang Templin, Ost–Berlin

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