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Indonesiens Außenhandel mit China und RGW verstärkt

■ Beim Außenhandel hört der Antikommunismus auf / Ölpreisverfall brachte massive Devisenverluste / Kompensationsgechäfte sollen Staatskasse schonen

Von Nikolaus Prede

Djakarta (dpa) - Der von Präsident Suharto betont antikommunistisch regierte südostasiatische Inselstaat Indonesien kommt mit dem Länderblock des östlichen Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), dem auch Vietnam angehört, zunehmend ins Geschäft. Aber auch zwischen Djakarta und Peking, die untereinander seit 22 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr unterhalten, bahnen sich immer deutlicher Handelsbande an. Auf dem Höhepunkt des indonesischen Erdölbooms in den siebziger Jahren lieferten sich Westfirmen einen heftigen Konkurrenzkampf um Anteile auf dem riesigen Markt des von der Bevölkerungszahl her fünftgrößten Landes der Welt. Der Zusammenbruch des Ölpreises auf dem internationalen Markt im letzten Jahr, die Abwertung der indonesischen Rupiah um 45 Prozent und ein gewaltiger Auslandsschuldenberg von nahezu 40 Milliarden US– Dollar stürzten Indonesiens Wirtschaft in die Talsohle. Indonesien erholt sich nur langsam vom Ölschock. In dieser schweren Lage kommen Djakarta offensichtlich die devisenkassenschonenden Kompensationsgeschäfte gelegen. So tauschte Indonesien vor kurzem Zement gegen chinesische Kohle ein. Der direkte chinesisch–indonesische Handel wurde erst 1985 wieder aufgenommen. Djakarta stellte nach dem 1965 niedergeschlagenen und damals von Peking unterstütz ten kommunistischen Umsturzversuch die diplomatischen Beziehungen mit China ein. An dieser Situation scheint sich auch in der nächsten Zukunft nichts zu ändern. Aber China wird Ende Juni zum ersten Mal und gleich mit 45 Firmen auf der jährlichen Wirtschaftsmesse in Djakarta präsent sein. Dabei wollen die Chinesen unter anderem Maschinen, Konserven, Erzeugnisse der Leichtindustrie, Textilien und andere Produkte vorführen. Indonesiens Außenminister, Mochtar Kusumaatmadja, stellte allerdings klar, daß die chinesische Messebeteiligung nichts mit diplomatischen Beziehungen zu tun habe. Mochtar bestätigte, daß China mit Indonesien auch im Bereich Weltraum ins Geschäft kommen wolle. Die Chinesen, sagte er, hätten angeboten, den indonesischen Fernmeldesatelliten „Palapa B–2R“ mit einer Rakete vom Typ „Langer Marsch“ ins All zu schießen. Dafür liegen Indonesien auch zwei andere Offerten vor: aus Moskau und Washington. Nach den Worten Mochtars will die Regierung jetzt sondieren, welches dieser drei Angebote das preisgünstigste, aber auch technisch zuverlässigste ist. Auf der Messe in Djakarta werden auch die UdSSR und die CSSR vertreten sein. „Wir machen Geschäfte und keine Politik“, sagte ein Messevertreter. Indonesiens Präsident Suharto hatte 1985 die beiden RGW–Länder Ungarn und Rumänien besucht. Beide Besuche signalisierten eine Art Tauwetter im indonesischen Verhältnis zum Ostblock. Aber auch schon davor gab es Handelsbeziehungen mit den RGW–Ländern. Sie wurden auf der Ebene staatlicher Organisationen abgewickelt. Private Geschäftsleute sondierten erst später selbst die Angebote im RGW–Bereich. Das Volumen des Handels zwischen Indonesien und den RGW– Staaten blieb aber begrenzt. 1985 erreichte es einen Umfang von etwa 228 Millionen US–Dollar. In diese Zahl eingeschlossen ist auch der Handel mit dem blockfreien Jugoslawien. Dabei erzielte Indonesien einen Überschuß von knapp 160 Millionen Dollar. Als Außenminister Oskar Fischer (DDR) und Eduard Schewardnadse in diesem Jahr Djakarta besuchten, standen auf der Tagesordnung auch Wirtschaftsfragen. In der indonesischen Hauptstadt wurde in der letzten Woche eine indonesisch–tschechoslowakisch gemischte Gesellschaft „PT. Zetor Indonesia Ltd.“ aus der Taufe gehoben. Ihre Partner sind die beiden indonesischen Firmen Pertani und Erindo Megah Prima sowie die CSSR–Außenhandelsvereinigung Motokov. Die Tschechoslowaken sind mit 29 Prozent am Grundkapital von 8,6 Millionen US–Dollar beteiligt. Dieses Gemeinschaftsunternehmen will ab Juli Traktoren und andere Landwirtschaftsmaschinen der CSSR–Marke Zetor in Bekasi östlich Djakartas montieren. Die jährliche Stückzahl von 2.000 soll in Länder der südostasiatischen Region exportiert werden.

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