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Die stramme „Ablehnungsphalanx“

■ Drei Monate nahm sich der Magistrat Oberursel Zeit für die Antwort auf die Frage: „Welchen konkreten Nutzen bringt die Volkszählung 1987 für die Gemeinde?“

Von Petra Bornhöft

Berlin (taz) - Fast drei Monate brauchte der Magistrat der Stadt Oberursel, um sechs konkrete Fragen der Grünen–Ratsfraktion zum Nutzen der Volkszählungsdaten für die hessische Gemeinde zu beantworten. Das lange Warten hat sich gelohnt. Denn einem gewissen Herrn Ochs aus dem Rathaus gelang es, die Spuren der lokalen Zählung 7.000 Jahre zurückzuverfolgen. Ägypten nämlich hatte die Tradition der „nach unserer Meinung zu einem wohlorganisierten Staatswesen gehörenden Statistik“ begründet. Die siebenseitige Fleißarbeit gleicht einem historischen Kurzseminar. Weder die Erhebungen der Griechen, Römer noch Wilhelm des Eroberers läßt Herr Ochs aus. Mit einer gewissen Großzügigkeit springt der mutmaßliche Hobby–Historiker dann allerdings von der Auskunft Kaiser Franz Josefs für die Habsburger Inventur im Jahre 1900 bruchlos zum Zensus im Jahre 1987. Nach den Zählungen während des Faschismus hatten die Grünen nicht gefragt. Doch hätten sie gern gewußt, „bei welchen konkreten Vorhaben der Stadt die Volkszählungsdaten aus dem Jahr 1970 eine entscheidende Rolle spielten“. Offenbar überhaupt keine, jedenfalls schweigt der Magistratsbeauftragte zu dieser Frage. Ungefragt indes und gestützt auf Bilder aus griechischen Schlachtenformationen analysiert er die VolkszählungsgegnerInnen: „Die Ablehnungsphalanx ist in etwa identisch mit den Kräften, die unserem Staat generell mit Ablehnung begegnen.“ Überzeugt davon, daß die Zählung dem Staat nur dazu diene, „zu erkennen, wo es eventuell an etwas fehlt“, empört sich Herr Ochs darüber, daß „ausgerechnet diejenigen eine Verweigerungshaltung einnehmen, die am meisten vom Staat fordern“. Demgegenüber sei es „kein Zufall, daß die bescheiden und pflichtbewußt lebenden Bürger, die außerdem Steuern zahlen und den Staat nicht mit Forderungen traktieren ebenso wie die lebenserfahrenen Alten bejahen, daß es in der Gemeinschaft Regeln gibt, die zu beachten sind“. Es wäre unfair zu verschweigen, daß der Magistrat sich in einem Punkt konkret zum Nutzen der Volkszählung äußert. Dabei geht es um den Wert der Zensus–Daten für die Verkehrspolitik: „Für die spezifischen Individualitäten einer Stadt werden auch in Zukunft eigene Verkehrserhebungen notwendig sein.“ Da raufte sich gestern der taz–Gewerkschaftsredakteur die Haare. Ihn nervt es seit langem, daß er hinter dem Bahnhof Oberursel auf dem Weg zum DGB–Haus ständig im Stau stecken bleibt. Eine Skizze mit Alternativplanungen stellen wir gern zur Verfügung.

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