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Ehefrauen–Demo

■ 300 Polizisten–Frauen demonstrieren in Berlin für ihre Männer / Gegendemonstranten unterwandern Schweigemarsch

Berlin (taz) -“Mein Mann ist Schutzmann, ja, der muß immer ran - ja, die Chaoten, diese Idioten ...“, intonierten am Samstag etliche grell aufgetakelte Frauen auf dem Berliner Kurfürstendamm. Unter Schminke und Perücken verbargen sich freilich autonome Männer, die sich mit der Forderung „täglich frei für die Polizei“ in einen Schweigemarsch von Polizistenehefrauen eingeschlichen hatten. Nachdem die Berliner Ordnungshüter seit dem 1. Mai insgesamt 500.000 Überstunden angesammelt haben, rief am Samstag die Initiative „Berliner Polizeifamilien kämpfen für ihre Männer“ die verwaisten Ehefrauen der Beamten zur Solidaritätsdemonstration auf den Kurfürstendamm. Ihr Forderungskatalog war umfangreich: „Distanzhaltende Einsatzmittel“, damit sind Gummigeschosse gemeint, und bessere Schutzkleidung für die Angetrauten, außerdem solle gegen Beleidigungen und Beschimpfungen der Beamten grundsätzlich eingeschritten werden, vermummte Straftäter müssen festgenommen „und ihrer gerechten Strafe zugeführt werden“, Haftverschonung dürfe es nicht mehr geben. Ganze 300 Polizistenehefrauen, teilweise in Begleitung ihrer Männer, folgten den Aufrüstungparolen der Initiativgruppe. Während sie angeführt vom Vorsitzenden der konservativen Polizeigewerkschaft im deutschen Beamtenbund, Egon Franke, schweigend über den Kudamm zogen, forderten die knapp 100 Gegendemonstranten mit Trillerpfeifen und Lärminstrumenten „Hubschraubereinsatz bei Handtaschendiebstahl“. Für die demonstrierenden Frauen war klar: „Das sind Chaoten“, und Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen zeigte auf der Abschlußkundgebung Verständnis für einen Teil der vorgebrachten Forderungen. Als uniformierte Polizeibeamte die „Störer“ abdrängen wollten, kam es zu Rangeleien und einer Festnahme. Martin Wollenberg

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