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Opposition unter Pinochet

■ Cecilia Radrigan Plaza, 34 Jahre, ein Kind / Ihr Mann wurde 1981 ermordet

Einer von Cecilias Brüdern beschreibt ihre Geschichte: Ab 1975 organisierte Cecilia mit anderen Frauen von Verschwundenen eine Gruppe, die sich um das Schicksal der Verschleppten und der politischen Gefangenen kümmerte. Ebenfalls 1975 lernte sie ihren Lebensgefährten kennen, der zuvor 5 Jahre inhaftiert war. Infolge der Folter und der langen Haft erkrankte er schwer. Als Angehöriger der aktiven Opposition war eine ärztliche Behandlung in Chile selbst nicht möglich. Freunde aus Frankreich boten ihm Hilfe an. Wenige Tage vor der Abreise wurde er in der Nähe von Cecilias Wohnung vom Chilenischen Geheimdienst (CNI) erschossen. Seitdem mußte Cecilia versteckt leben. Als sie im Oktober 1981 in Begleitung ihres Kindes und ihres älteren Bruders einen Arzt aufsuchen wollte, wurden alle drei im Wartezimmer des Arztes von schwer bewaffneten CNI verhaftet. Cecilia wurde das Kind entrissen, sie wurde zu Boden geschlagen, getreten und auf die Straße geschleift. Während der Verhaftung wurden dem Kind Pistolen an beide Schläfen gehalten, um Cecilia zu zwingen zuzugeben, daß sie die von der CNI gesuchten Personen seien. Cecilia wurde in ein Geheimgefängnis gebracht, wo sie 20 Tage mit verbundenen Augen gefoltert wurde. Sie wurde geschlagen, ihr wurden Drogen gespritzt, sie wurde bis kurz vor dem Ersticken mit dem Kopf unter Wasser getaucht. Immer wieder wurden ihr Tonbandaufnahmen mit den Schreien und dem Weinen ihres Kindes vorgespielt, das sich ebenfalls in Händen des CNI befand. Cecilas Bruder war in einer gegenüberliegenden Zelle untergebracht, so daß er ihre Folter miterleben mußte. Am fünften Tag der Haft wurde ihm mitgeteilt, Cecilia und ihr Sohn seien getötet und in einen Fluß geworfen worden. Er selbst wurde daraufhin freigelassen. Ihr Kind war schon zuvor nach einer Aktion von amnesty international zu Familienangehörigen gebracht worden. Cecilia, der vorgeworfen wird, Mitwisserin der Aktivitäten ihres ermordeten Lebensgefährten gewesen zu sein, befindet sich seitdem im Gefängnis. Die Justiz weiß, das sie keinerlei Beweise hat, ihre Anschuldigungen gegen Cecilia zu untermauern. Deshalb wurde der Prozeß gegen sie auch nicht abgeschlossen. Trotzdem wurde vom Militärstaatsanwalt die Todesstrafe für sie beantragt. Cecilia ist im Gefängnis San Miguel in Santiago inhaftiert. Trotz Folter und dem drohenden Todesurteil ist ihr seelischer Zustand gut. Sie zeigt große moralische Kraft, weil sie überzeugt ist, für eine gerechte Sache einzutreten.“

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