: BASF–Ausgesperrte bei Aktionärstreffen
■ Die seit drei Jahren von BASF in den USA ausgesperrten 370 Gewerkschafter geißeln die „brutale Praxis“ des Konzerns
Ludwigshafen (taz) - Auf der heutigen BASF–Hauptversammlung in Ludwigshafen wollen Vertreter der amerikanischen Gewerkschaft OCAW (Oil, Chemical and Atomic Workers Union) den Aktionären einen neuen Vorschlag zur Beendigung des über dreijährigen Arbeitskampfes im US–Werk der BASF in Geismar/ Louisiana unterbreiten. Wie die taz bereits berichtete, sperrt der Ludwigshafener Konzern seit über drei Jahren rund 370 OCAW–Mitglieder aus, nachdem diese für ihre Forderungen in den Streik getreten waren. Das auch von dem Governeur von Louisiana, Edwin W. Edwards, mitgetragene Kompromißangebot sieht vor, daß die rund 370 ausgesperrten Arbeiter wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren und einen um zwei Dollar verringerten Stundenlohn akzeptieren. Das wäre eine 15prozentige Gehaltskürzung. Die BASF hat dagegen nach den Worten von Richard Leonard von der OCAW–Zentrale in Denver bisher die feste Absicht, die Hälfte der Arbeiter zu entlassen und diese durch Leiharbeiter zu ersetzen. Die andere Hälfte der Belegschaft soll zudem ohne Kündigungsschutzklauseln und mit wesentlich geringeren Bezügen weiterbeschäftigt werden. „Dieses Bedingungen können wir nicht annehmen. Das wäre Selbstmord“, sagte dazu der örtliche OCAW– Chef Esnard Gremillion aus Geismar gestern vor Journalisten in Ludwigshafen. Durch „die brutale Praxis der BASF“ und den dreijährigen Widerstand der OCAW–Mitglieder sei der Kampf gegen die Aussperrung in Geismar zu einem „Symbol für Gruppen, die ihre verfasungsmäßigen Rechte und ihren Arbeitsplatz verloren haben“, geworden. In den USA gäbe es inzwischen rund 50 Aussperrungen. Für die amerikanischen BASF– Arbeiter liegen die Möglichkeiten, den Konflikt zu beenden „eindeutig“ beim BASF–Management in Ludwigshafen. Deshalb seien sie zur der Aktionärsversammlung angereist. Die IG Chemie in Ludwigshafen zeigt dem Komitee „Solidarität mit den ausgesperrten BASF–Kollegen in Geismar/USA“ die kalte Schulter. Für eine Informationsveranstaltung wollte Geschäftsführer Brand im Gewerkschaftshaus keine Veranstaltungsräume zur Verfügung stellen. Felix Kurz
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