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Oppositioneller Iraner verschleppt?

■ Vor sechs Wochen verschwand Oppositionsführer Chitgar in Österreich / „Organisation Iranischer Demokraten im Ausland“ befürchtet Aktion des iranischen Geheimdienstes SAWANA

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Am 19. Mai 1987 verschwand in Österreich „der Aktivist der demokratischen iranischen Opposition“, der Führer der maoistisch orientierten „Partei der Arbeit“(TUFAN), Hamid Reza Chitgar, spurlos. Chitgar, der in Frankreich im Exil lebte und dort bis vor zwei Jahren Mitglied eines Oppositionsbündnisses, des Nationalen Wider standsrats war, wollte an diesem Tag von München aus nach Wien fahren, um dort in einem Hotel einen anderen iranischen Oppositionellen zu treffen, dessen Name nicht bekannt ist. Die „Organisation of Iranian Democrats Abroad“(OIDA) hat jetzt auf einer Pressekonferenz in Frankfurt die Befürchtung geäußert, daß Chitgar von der „international operierenden Terrorgruppe der Islamischen Republik“, dem Geheimdienst SAWANA, verschleppt worden sein könnte. Denn Chitgar, der 1982 aus dem Iran fliehen konnte und seitdem mit seiner Familie in Straßburg im Exil lebte, war der letzte Führer der TUFAN–Partei. Vier weitere TUFAN–Parteiführer, so ein Sprecher der OIDA in Frankfurt, seien bereits im Iran ermordet worden. Wie der OIDA–Sprecher weiter mitteilte, sei es eine „bekannte Tatsache“, daß die islamische Republik ihre Repressionspolitik nicht nur im Iran, sondern auch weltweit praktiziere. So habe es Angriffe auf iranische Oppositionelle auf den Philippinen, in Indien, den USA, Frankreich und der Bundesrepublik gegeben. Der Sprecher erinnerte auch an den „Massenüberfall“ von 1982, als Khomeini–Anhänger in einem Mainzer Studentenwohnheim über oppositionelle Studenten hergefallen waren. Freunde von Chitgar, die sich europaweit in einem Komitee zur Rettung seines Lebens zusammengeschlossen haben, halten es für wahrscheinlich, daß der TUFAN–Führer in Wien in die dortige Botschaft der islamischen Republik gebracht und von dort in den Iran ausgeflogen worden sein könnte. Denn die Botschaft, so ein Sprecher, verfüge dort über „Privatflugzeuge“. Die oppositionellen Iraner haben inzwischen auch Kontakt zum österreichischen Innenministerium und zur UNO aufgenommen. Ermittlungen von BKA und Interpol, die gleichfalls eingeschaltet wurden, seien bislang erfolglos verlaufen.

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