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Verhandeln statt Trommeln

■ Bei den nordirischen Protestanten deutet sich eine Veränderung in ihrer sturen Protesthaltung gegenüber dem anglo–irischen Abkommen an

Aus London Rolf Paasch

Die politische Sprache der nordirischen Protestanten war immer von kategorischen und negativen Imperativen geprägt. Ihre Provinz Ulster sagt „Nein“ zu dem im November 1985 zwischen Dublin und London abgeschlossenen Abkommen, das der katholischen Bevölkerungsminderheit ein Mitspracherecht in den Angelegenheiten der Krisenprovinz garantieren sollte. Und „No surrender“ lautet die jahrhundertealte Formel, mit der sie jegliche Veränderung des Status Quo, und damit ihrer Vorherrschaft, als Werk des Papstes verdammen, der für sie einem katholischen Teufel aus Dublin gleichkommt. Diese Protestanten, die Anhänger der in den letzten Jahren arg strapazierten Union mit Großbritannien, haben am Mittwoch nun den Bericht eines Sonderausschusses veröffentlicht, der überraschend eine etwas andere Sprache spricht. Plötzlich vertreten hier die Vordenker der Unionisten die Aufnahme von Gesprächen und Kraft zu setzen. Die neue konziliatorische Verhandlungslinie des Ausschusses ist umso bemerkenswerter, als die drei Autoren Harald McCusker, Peter Robinson und Frank Millar allesamt dem harten bis militanten Flügel der beiden protestantischen Parteien angehören. Selbst hier hat man offensichtlich begriffen, daß der Regierung Thatcher mit sturer Opposition nicht beizukommen ist. Der Kurswechsel reflektiert dabei nicht nur die politische Ratlosigkeit im Unionistenlager, sondern auch die Befürchtung der Parteiführer, mit ihrer destruktiven Widerstandspolitik weitere Wähler zu verlieren. So ganz können die Vordenker aus der neuen Generation ihre traditionelle Trotzhaltung gegenüber London dann doch nicht aufgeben. Für den Fall, daß die Gespräche über eine neue Machtverteilung zwischen Protestanten und Katholiken im nordirischen Parlament fehlschlagen sollten, drohen die Autoren des Papiers mit einer unabhängigen und rein protestantischen Provinz Ulster. Von der politischen Vernunft bleibt also auch diese neue Generation der Ulster–Politiker noch weit entfernt. Sie haben lediglich das hirnlose Trommeln der jetzt wieder einsetzenden Marschsaison um das Element vorsichtigen Nachdenkens ersetzt; was im Rahmen der protestantischen Stammespolitik allerdings fast einer Revolution gleichkommt.

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