: Geld–Stopp wegen Vobo
■ Bundesjugendministerium droht Jugendverbänden mit Geldsperren, wenn sie sich nicht zur Volkszählung erklären
Von Vera Gaserow
Berlin (taz) - Mit Schreiben vom 1. Juli 1987 hat das Bundesjugendministerium Rita Süssmuths insgesamt fünf Jugendverbände aufgefordert, eine „verbindliche Erklärung abzugeben, daß Ihr Verband nicht zum Boykott der Volkszählung aufgerufen hat“. Außerdem müssen die Jugendverbände sämtliche Beschlüsse ihrer Organisation bezüglich der Volkszählung dem Bundesministerium vorlegen. Ansonsten würde keine Förderung mehr nach dem Bundesjugendplan stattfinden. Bereits gestellte Anträge auf Fördermittel, so droht das Schreiben aus dem Hause Süssmuth unmißverständlich, werden „erst bearbeitet, wenn die gewünschten Unterlagen beigebracht sind.“ Angedroht wurde diese von dem CSU–Abgeordneten Sauer angeregte Geldsperre bisher dem Bund deutscher Pfadfinder, den Falken, der Naturfreundejugend, den Juso–Hochschulgruppen und dem Jugendwerk der Arbeitwohlfahrt. Die betroffenen kleinen Jugendverbände, die dem Bundesjugendring angehören, bestreiten häufig über die Hälfte ihres Gesamtetats aus den Bonner Fördermitteln. Wenn der Geldhahn jetzt zugedreht wird, „sehen wir ganz schön alt aus“, meinte gestern ein Verbandssprecher. In diesen Tagen hatten die Verbände eigentlich damit gerechnet, die zweite Hälfte ihrer Mittel für dieses Jahr zu bekommen. Die jetzige Ankündigung, die Förderanträge erst zu bearbeiten, wenn sämtliche Unterlagen eingegangen sind und/oder sich die Gruppen vom Volkszählungsboykott distanzieren, gefährdet etliche längst geplante Aktivitäten, wie z.B. internationale Jugendbegegnungen. Schon einmal, jedoch nicht in solch existenzgefährdender Weise, hatte das Bundesjugendminsiterium versucht, die Jugendverbände auf Linie zu bringen, als es ihnen vor zwei Jahren die Finanzierung von Reisen zu den Weltjugendspielen in Moskau verbot.
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