piwik no script img

NUKEM schließt. Wie lange?

■ Hessens Umweltminister Weimar: Die Atomfabrik ist einer Teilstillegung zuvorgekommen, indem sie ihren Kernbereich selbst dichtmacht / Nach Umbau spätestens in zwei Jahren neues Genehmigungsverfahren

Aus Wiesbaden Heide Platen

Die Hanauer Atomfabrik NUKEM legt sich selber still - scheibchenweise und vorübergehend. Das teilte der hessische Umweltminister Weimar (CDU) gestern mittag überraschend der Presse mit. Weimar sagte, die Firmenleitung habe sich überraschend bereiterklärt, einen Teilbereich sofort zu schließen. Sie sei damit einer von ihm angekündigten Drohung nur um einige Stunden zuvorgekommen. Er habe „unter großem öffentlichem Druck“ handeln müssen und wün sche sich jetzt, daß NUKEM „aus den Schlagzeilen verschwindet und die Alltagsarbeit beginnen kann“. Er gehe davon aus, daß die Firma nach den Umbau– und Reparaturarbeiten, die „vielleicht sieben, acht, neun Monate“ dauern könnten, wieder eröffne. Sie sei dann wiederum genehmigungspflichtig. Er habe das Ziel, daß in Hessen „spätestens Anfang 1990 nur noch genehmigte Anlagen betrieben werden“. Geschlosssen wird der NUKEM–Bereich „Organische Konversion“, die Eingangsverarbeitung radioaktiver Stoffe. Weimar stützte sich bei seiner „Drehung“ auf Gutachten der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) und des Technischen Überwachungsvereins Bayern (TÜV), die seit Mittwoch vorliegen. Sie hatten vor allem den mangelnden Brandschutz dort beanstandet. Weimar ließ durchblicken, daß auch die Verarbeitungsmethoden der NUKEM dort veraltet seien. Es könne zu „Verpuffungen“ kommen. Der Minister kündigte außerdem an, daß er NUKEM nach dem „Tag X“, dem 3. August, anweisen werde, auch den restlichen Teil der Fabrik zu schließen und gründlich „nachzubessern“. Er gehe davon aus, daß die in den Gutachten zusätzlich erwähnten Mängel nicht bei laufendem Betrieb zu beseitigen seien. Er hoffe auch hier auf die Einsicht der Firmenleitung. Weimar betonte, seine Maßnahmen seien mit Bundesumweltminister Töpfer abgesprochen: „Es gibt keinen Dissens.“ Fortsetzung auf Seite 2

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen