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I N T E R V I E W „Wir beobachten den VCD“

■ Martin Dürbaum, Sprecher des ADAC, über den Konkurrenten aus der Öko–Ecke

taz: Der neugegründete VCD hat dem ADAC den Kampf angesagt. Schlottern Ihnen schon die Knie? Martin Dürbaum: Uns schlottern keineswegs die Knie. Nehmen Sie den VCD als Konkurrenten ernst? Der VCD hat bisher eine Mitgliederzahl, die noch nicht konkurrenzfähig ist. Ab wann wirds denn konkurrenzfähig? Wenn man die Mitgliederzahl des ADAC von derzeit knapp unter 8,4 Millionen zur Meßlatte nimmt, dann muß der VCD noch kräftig strampeln. Der ADAC gilt als Auto–Protagonist, als einseitige Bleifuß–Fraktion, die viele Verkehrsteilnehmer vergrätzt hat. Es wäre naheliegend, daß viele, die aus der grünen Ecke kommen, abspringen. Diese Beobachtung können wir nicht bestätigen. Der ADAC ist auch keine Bleifuß–Gruppierung. Diesen Schuh ziehen wir uns nicht an. Auch der ADAC ist selbstverständlich der Meinung, daß das aktuelle Unfallgeschehen zu ernsthaftem Nachdenken Anlaß gibt. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an die Verantwortung der Verkehrsteilnehmer appellieren. Ein bißchen wenig. Warum wehrt sich der ADAC immer noch gegen ein Tempolimit? Der ADAC wehr sich doch gar nicht gegen ein Tempolimit. Wir haben innerorts, auf den Landstraßen und auf vielen Autobahnabschnitten Tempobegrenzungen. Nur auf 1,51 Prozent des Straßennetzes gibt es keine Tempobegrenzung. Es geht doch um ein generelles Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen. Wir haben in der Bundesrepublik lange untersucht, ob ein Tempolimit relevante Auswirkungen auf das Unfallgeschehen hat und Sie kennen ja die Ergebnisse. Da deutet nichts darauf hin. Es hat keinen Sinn, das zu ideologisieren. Die Frage ist, bringt es was, oder bringt es nichts. Und da sage ich, es bringt was. Die Meinungen gehen da auseinander und das ist ja in Ordnung so! Alle anderen Länder in Europa haben generelle Tempolimits eingeführt. Die Unfallzahlen in diesen Ländern entwickeln sich genauso wie in der Bundesrepublik. Die Bundesrepublik ist was die Unfallstatistik angeht, in den meisten Bereichen, z.B. getötete Kinder, Verletztenzahlen, nach Belgien Spitzenreiter in Europa. Das sieht anders aus, wenn man Einwohnerzahlen, Straßennetz und Fahrleistungen berücksichtigt. Aber ich behaupte ja auch nicht, daß die Unfallzahlen nicht dringend gesenkt werden müssen. Aber die Frage ist doch, ob wir die Unfallzahlen durch ein Tempolimit senken können. Der VCD versteht sich als Verkehrsclub und stellt damit den ADAC in die Ecke der Autolobby. Der VCD sollte mal nachlesen, was der ADAC wirklich tut. Wir sind nämlich kein einseitiger Autofahrerclub, und es wäre auch nicht verboten, wenn wir es wären. Der ADAC ist genauso ein Touristik–Club und tut viel für Verkehrssicherheit und Verbraucherschutz. Was machen Sie für Fußgänger und Radfahrer? Da gibt es Programme für Senioren, Kinder, Kindergärten. So einfach kann man es sich nicht machen mit dem ADAC. Kann sich Ihre Konkurrenz durchsetzen? Das zu beurteilen ist nicht mein Problem. Selbstverständlich beobachten wir den VCD. Interview: -man–

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