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Protestmarsch der Arbeiter in Panama

■ Panamas Gewerkschaften demonstrieren gegen Regierung und Opposition / Armeechef Noriegas Zukunft entzweit auch das Regierungs– bündnis / Demonstrationsverbot soll nicht beachtet werden / Vize Esquivel fordert Streitkräfte auf, sich aus Politik zurückzuziehen

Panama (afp) - Panamas Regimegegner wollen sich nicht an das von Präsident Erick Delvalle verhängte Demonstrationsverbot halten. Sprecher der Opposition lehnten es am Mittwoch ab, eine für Freitag geplante Kundgebung abzusagen, obwohl der Staatschef in einer Fernsehansprache am Vorabend alle Demonstrationen als „Gefahr für die öffentliche Ordnung“ untersagt hatte. Ungeachtet dessen zogen bereits am Mittwoch mehrere Tausend Arbeiter in einem Protestmarsch durch die Straßen der Hauptstadt und verlangten eine „Demokratie des Volkes und nicht der Unternehmer“. Der Streit um die Zukunft von Armeechef Manuel Antonio Noriega, den die Opposition als Mordverschwörer, Rauschgifthändler und Wahlfälscher verdächtigt, entzweit mittlerweile auch das Regierungslager. Die Liberalen wollen die Koalition mit der Revolutionär–Demokratischen Partei aufkündigen, wenn Panama nicht zu einer „wirklichen Demokratie“ auf der Grundlage der Gewaltenteilung findet. Mit dem Protestmarsch der Arbeiter am Mittwoch ist eine dritte Kraft neben der konservativen Opposition und der Armee auf der politischen Bühne Panamas erschienen. Die von der Gewerkschaftszentrale, dem Verband der öffentlichen Bediensteten und ei ner dritten Volksorganisation veranstaltete Kundgebung richtete sich gegen die „Einmischung“ der Vereinigten Staaten und die Regimegegner im Unternehmerlager, jedoch ebenso gegen die Regierung. Ein politischer Wandel in Panama dürfe sich nicht darin erschöpfen, daß „eine Oligarchie gegen eine andere ausgetauscht“ werde, forderten die Demonstranten. Der konservativen Opposition warfen sie „Vaterlandsverrat“ vor und beschuldigten sie der Kollaboration mit den USA, die sie verdächtigten, sie wollten bis ins nächste Jahrtausend die Kanalzone militärisch besetzt halten und zu diesem Zweck aus der Krise in Panama poltitisches Kapital schlagen. Zugleich kritisierten sie die Regierung, die den ausländischen Gläubigern Panamas, der Weltbank und dem internationalen Währungsfonds, zu weitgehende Zugeständnisse gemacht habe, und bezichtigten die Militärs der Korruption. Der liberale Vizepräsident Panamas Roderick Esquivel hat die Streitkräfte am Mittwoch aufgefordert, sich aus der Politik zurückzuziehen, und eine gerichtliche Untersuchung der Vorwürfe gegen Noriega verlangt. Andernfalls werde seine Partei die Regierungskoalition aufkündigen, drohte Esquivel am Mittwoch vor der Presse.

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