Ökologie auf der Kippe

■ Zum Streit um eine Öko–Siedlung auf Kokereigelände

Nicht Bau– sondern Glaubwürdigkeitslücken muß das Bochumer Alternativ–Projekt „Gesundes Stadthaus“ schleunigst schließen, will es nicht als halbsanierte Altlast zugrunde gehen. Sicher verdienen die Ideen der Initiatoren ungeteilte Anerkennung. Es gibt keine vergleichbaren Entwürfe für eine ökologisch–genossenschaftliche Siedlung in einer hochgradig verseuchten Industrieregion wie dem Ruhrgebiet. Um so unverständlicher, daß die Planer bis heute keine ökologischen Kriterien für die Bodenqualität des Standortes entwickelt haben. Mit grober Fahrlässigkeit umschifften sie die wichtigste Frage für die Realisation ihres ökologischen Ansatzes. Spätestens nach dem Desaster in Dortmund–Dorstfeld ist selbst der konservativste Bewohner eines Kokereigeländes nicht so naiv, wie sich die Alternativen geben. So liegt der Verdacht nahe, daß die jetzt von den Planern zu entwickelnden Kriterien für die Bodenqualität positiv auf das Gutachten des privatwirtschaftlich interessierten Labors zugeschnitten werden. Dafür sprechen „Sachzwänge“: Die schon jetzt eingetretene dreijährige Zeitverzögerung des Baubeginns steht für immensen finanziellen, persönlichen und beruflichen Streß der Beteiligten. Zudem entscheidet die SPD über erforderliche Zuschüsse für das 25–Millionen–Ding. Sie wird zufrieden sein, wenn „Experten“ auch nur allgemein akzeptierte „Normalbelastung“ prophezeien. Dem „Gesunden Stadthaus“ ist Mut zur Suche eines neuen Grundstückes zu wünschen. Petra Bornhöft