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Luftpirat in Genf überwältigt

■ Besatzung beendet Flugzeugentführung, nachdem der Hijacker einen Passagier durch Kopfschuß getötet hatte / Verbindung zum Fall Hamadei? / DC–10 war auf dem Weg von Brazzaville nach Paris

Genf (ap) - Nach rund fünf Stunden wurde gestern mittag auf dem Genfer Flughafen Cointrin ein Geiseldrama an Bord einer Verkehrsmaschine der Luftfahrtgesellschaft Air Afrique beendet. Ein Sprecher der Flughafenpolizei teilte mit, der bewaffnete Luftpirat, vermutlich ein Libanese, sei kurz nach zwölf Uhr von der Besatzung der DC–10 überwältigt und anschließend von der Polizei festgenommen worden. Kurz zuvor hatte der Flugzeugentführer einen französischen Passagier mit einem Kopfschuß getötet. An Bord der Maschine befanden sich 148 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder. Über die Hintergründe der Flugzeugentführung herrschte zunächst noch Unklarheit. Informierte Kreise in Paris berichteten, der Täter habe unter anderem die Freilassung der in der BRD inhaftierten mutmaßlichen libanesischen Terroristen Mohammed Ali und Abbas Hamadei verlangt. Wie der Genfer Regierungsrat Robert Ducret mitteilte, gab der Luftpirat vor der Überwältigung seinen Namen mit Hussein Ali Mohammed Hariri an. Der Mann habe erklärt, er sei in Israel in Haft gewesen. Seine beiden Brüder befänden sich in der BRD in Haft. In deutschen Sicherheitskreisen hieß es zu Spekulationen, mit den Brüdern könnten die Hamadeis gemeint sein, Hariri sei 1966 geboren. Keiner der beiden noch lebenden und in Freiheit befindlichen Brüder der in Frankfurt einsitzenden Hamadeis sei so jung. Damit sei ausgeschlossen, daß es sich um einen Hamadei–Bruder handelte. Weiter hieß es, es sitze auch kein Mann namens Hariri in einem Gefängnis in der BRD. Aus Geheimdienstkreisen in Libanon verlautete zu der Person Hariris, er sei schiitischer Moslem und 1984 in Israel wegen Terrorismus verurteilt worden. Im Mai dieses Jahres wurde er aus israelischer Haft entlassen und ist nach Libanon zurückgekehrt. Die Maschine der Air Afrique hatte sich auf dem Flug von der kongolesischen Hauptstadt Braz zaville über Bangui in der Zentralafrikanischen Republik und Rom nach Paris befunden. Der mit einer Faustfeuerwaffe bewaffnete Entführer hatte die DC–10 gegen 7.30 Uhr über Norditalien in seine Gewalt gebracht. Kurz nach acht Uhr landete die Maschine dann in Genf, wo sie sofort von Sicherheitskräften umstellt wurde.

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