: Christdemokraten in Chile
Die Verhandlungsangebote, die die Militärs in den letzten Wochen der Opposition offerierten, zielen auf die Christdemokraten (PDC) ab, die noch im vergangenen Jahr in einem breiten Bündnis „für die vollständige Wiederherstellung der Demokratie“ gekämpft haben. Nach dem gescheiterten Attentat auf Pinochet im September 1986 jedoch und dem darauf folgenden Belagerungszustand ging die PDC abrupt auf Distanz zu allen linken Gruppierungen und orientierte sich ausschließlich nach rechts. „Es geht darum“, so verkündete Mitte Mai PDC–Chef Gabriel Valdes, „Verhandlungen mit den Streitkräften zu beginnen, damit die Lösung des Problems politisch über eine Verständigung, und nicht durch eine Auseinandersetzung erzielt wird.“ Große Teile der PDC sehen in diesem verlockenden Angebot ihre Stunde schlagen. Das Feilschen mit den Generälen hat schon begonnen. Statt dem in der Verfassung von 1980 vorgesehenen Plebiszit über eine Regierungsfortführung der Militärjunta solle das Regime gleich zu den Wahlurnen rufen, fordert PDC–Chef Valdes. Viele halten den Valdes–Vorschlag jedoch für eine Anerkennung der Pinochet–Verfassung. „Was können wir beim Stimmenzählen gewinnen?“, fragt Luis Maira von der „Christlichen Linken“. Die Verfassung von 1980 schreibe die Macht Pinochets mindestens bis ins Jahr 2000 fest. Die Linke ist sich nicht darüber im klaren, wie sie auf die Verhandlungsbereitschaft der PDC mit dem Regime reagieren soll. Wenn sich nur Junta–Anhänger und Konservative in die Wahlregister für das Plebiszit eintragen, so geben viele zu bedenken, bestehe die Gefahr, daß Pinochets Volksabstimmung ganz legal durchgehe und er sich weltweit demokratische Anerkennung sichern könne. Ob sich die Christdemokraten mit den Linksparteien noch an einen Tisch setzen werden, wird am 31. Juli entschieden werden. Auf ihrem Kongreß wird der Nachfolger von Parteiführer Gabriel Valdes gewählt. Beste Chancen hat der dem rechten Parteiflügel zugerechnete Patricio Aylwin, der auf Dialog mit dem Regime setzt.
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