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Erste Mine gegen US–Präsenz im Golf

■ Keine Verletzten / Kuwaitischer Tanker unter US–Flagge setzte seine Fahrt fort

Washington/Kuwait/Teheran (afp/dpa/taz) - Der kuwaitische Supertanker „Bridgeton“, der unter amerikanischer Flagge und mit Geleitschutz von drei US– Kriegsschiffen fährt, ist am Freitag im Persisch–Arabischen Golf von einer Mine beschädigt worden. Trotz der heftigen Detonation wurde niemand verletzt. Das Schiff konnte seine Fahrt mit gedrosselter Geschwindigkeit im Konvoi nach Kuwait fortsetzen. In Washington herrschte offenbar zunächst Überraschung und Sprachlosigkeit. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte in einer ersten Stellungnahme lediglich, die Tatsache, daß das Schiff seine Fahrt mit zehn Knoten fortsetze, sei „ermutigend“. Im Weißen Haus hieß es, Präsident Ronald Reagan sei von seinem Sicherheitsberater Frank Carlucci geweckt worden. Nähere Angaben lagen bei Redaktionsschluß nicht vor. Falls die US–Regierung sich auf eine Sprachregelung im Falle eines iranischen Raketenangriffs geeinigt hat, fehlten ihr angesichts dieses vergleichsweise glimpflich abgelaufenen Zwischenfalls offenbar die Worte. Wesentlich politischer fiel dagegen die Reaktion in Teheran aus. Die Mine sei „von unsichtbaren Händen“ gelegt worden, befand Irans Ministerpräsident Mir Hossein Mussawi. Er begrüßte die Explosion als „irreparablen Schlag gegen das politische und militärische Ansehen Amerikas“. Mussawi fügte hinzu, er hoffe, daß die „weisen Männer in den Vereinigten Staaten diese Lektion gelernt“ hätten. Für die Führung in Teheran bietet die Explosion der Mine eine günstige Fortsetzung auf Seite 6 Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf die US–Präsenz im Golf zu richten und von dem internationalen Druck abzulenken, dem sich Iran seit der Verabschiedung der UN–Resoution zur Beendigung des Golfkrieges am vergangenen Montag ausgesetzt sieht. Die Mine war gestern früh explodiert und hatte am Rumpf des 400.000–Tonnen–Schiffes „Brid geton“ ein Loch gerissen, in das Wasser eindrang. Die Explosion war nach Angaben des Pentagon so stark, daß die Besatzungsmitglieder auf der Brücke fast umgeworfen worden seien. Der Konvoi aus zwei kuwaitischen Tankern und den US– Kriegsschiffen „Fox“, „Crommelin“ und „Kidd“ hatten am Mittwoch die Straße von Hormuz am Eingang zum Golf passiert und sollte gestern nachmittag in Kuwait eintreffen. Bei dem Zwischenfall befand sich der Konvoi 190 km südöstlich von Kuwait und 29 km westlich der iranischen Insel Farsi, die als eine der Basen der Schnellboote iranischer Revolutionsgardisten gilt. Im Pentagon hieß es, Spezialhubschrauber der US–Marine sollten in unmittelbarer Nähe des Unfallorts nach weiteren Minen suchen, sie bergen und ihre Herkunft festzustellen. Die Seestreitkräfte der Revolutionsgardisten haben unterdessen angekündigt, in etwa zwei Wochen Manöver im Golf, der Straße von Hormuz und im Meer von Oman durchzuführen.

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