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Neuer Verteidiger im Demjanjuk–Prozeß

■ Heute sagt der Angeklagte im Kriegsverbrecher–Prozeß in Jerusalem als Zeuge der Verteidigung aus

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Am heutigen Montag beginnt John Demjanjuk, Angeklagter im Kriegsverbrecher–Prozeß in Jerusalem, als erster Zeuge der Verteidigung auszusagen. Sein bisheriger Verteidiger, der US–Amerikaner Mark OConnor, ist auf Wunsch der Familie zurückgetreten. Die Verteidigung wird jetzt vom bisherigen Mitarbeiter OConnors, Joram Scheftel, geführt - angeblich, weil dieser als israelischer Anwalt bessere Chancen habe, den Angeklagten vor einer Verurteilung zu retten. Frau Demjanjuk, die aus Cleveland/ Ohio in Jerusalem eingetroffen ist, äußerte sich zuversichtlich über den neuen Anwalt. Das israelische Gericht war von dem Wechsel in der Verteidigung wenig angetan. Scheftel, der zuvor noch OConnor beschuldigt hatte, in dem Prozeß „unvorbereitet“ zu sein, bat die drei Richter um einen Aufschub des Verfahrens, damit er sich selbst vorbereiten kann. Der Antrag wurde abgelehnt, ein weiterer Aufschub in dem nun schon fünf Monate dauernden Prozeß gegen den ehemaligen KZ–Aufseher Demjanjuk würde zu einem „Zusammenbruch des israelischen Rechtssystems“ führen. Angeblich soll der neue Anwalt der Familie des Angeklagten versprochen haben, einen Ausgleich der Verteidigung mit der Anklage zu finden. Mit Sicherheit haben auch finanzielle Probleme zu dem überraschenden Verteidiger– Wechsel geführt. Die Kosten betrugen bisher etwa eine Million Dollar, die zum größten Teil von Ukrainischen Emigranten aus den USA aufgebracht wurden. Die Familie beschwert sich darüber, daß Israel zu den Verteidigungskosten nur 20.000 Dollar beigesteuert hat. Ob die Ernennung eines israelischen Anwaltes dem Angeklagten tatsächlich hilft, wird der weitere Prozeßverlauf erweisen.

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